Der Start war ziemlich gut, soviel muss ich mal sagen: schönes Wetter, ich draußen leicht windzerzaust auf der Fähre. Stolz auf mich und meine Einparkkünste (und überrascht ob des Vertrauens, dass ja der Einweiser in mich gehabt haben muss, es fehlte ja nicht allzu viel, da hätte Emma am vor ihr stehenden T6 geklebt…Bild ganz unten) und sehr gespannt auf meine erste schottische Insel. Die Isle of Mull.
Der erste Campingplatz wunderschön, nah an einer Bucht, ein schöner Sonnenuntergang und einer der freundlichsten Campingplatzbesitzer, mit dem ich mich gut unterhalten und der Emma auch interessiert in Augenschein genommen hatte. Er hatte mich aber auch schon vorgewarnt, das Wetter solle umschlagen.. naja – ein bisschen Wasser stört ja nicht… dachte ich 😉
Die Isle of Mull besteht aus viiiiel Landschaft und ein paar kleinen kurvigen Straßen. Und ein paar dieser kleinen kurvigen Straßen wollte ich mir morgen mal anschauen und ganz an den weitest entferntesten Zipfel der Insel fahren und dabei die Landschaft genießen. Soweit der Plan. Ich bin auch angekommen, am entferntesten Zipfel der Insel, nur das mit dem Genuss ist vermutlich ein kleines bisschen zu kurz gekommen.
Es schüttete am nächsten Morgen und zwar so richtig. Aber gut, im Auto ist es ja trocken und warm. Leider sieht man aber auch wirklich nicht viel von dieser traumhaft schönen Landschaft, wurde mir dann irgendwann nach anderthalb Stunden (vermutlich auch schon früher, aber man gibt die Hoffnung ja nicht auf) klar.. dafür war das Fahren kein Zuckerschlecken, eher eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Enge Straßen, das heißt einspurig mit zahlreichen Ausweichstellen, aber meist dann doch nicht dort, wo einem die Autos entgegenkommen. Einer muss also rückwärts zur nächsten Ausweichstelle. Und warum eigentlich immer ich? Ich fahre ja wirklich gerne Auto – aber am liebsten halt ganz langweilig vorwärts, auch in Parklücken. Rückwärts ist eher nicht so mein Ding. Rückwärst bergrunter um kleine Kurven mit links und recht Gebüsch und/ oder Hang und/ oder Meer (viel weiter unten) erst recht nicht… Beim gefühlt zwanzigsten Rückwärtsfahrmanöver frage ich mich langsam, ob ich eigentlich ein Schild in der Windschutzscheibe hängen habe, auf dem steht „Fahre nicht gern rückwärst, bitte hilf mir üben“? – Habe ich übrigens nicht (habe vorsichtshalber nochmal nachgeschaut 😉 ). Es geht, irgendwie – am Ende kann ich sagen, ich bin jetzt deutlich besser im Rückwärtsfahren als vorher 😉 war also eine gute (wenn auch nicht ganz so schöne) Schule.
Eine Pause wäre jetzt schön, so eine, wo man auch einen Cappuccino ordern kann … aber der einzige Tearoom weit und breit hat leider grade geschlossen. Als ich ganz langsam wirklich keine Lust mehr habe und es immer noch anderthalb Stunden Fahrt sind (man fährt halt nicht wirklich schneller als 30, max. 40 kmh), helfen dann nur noch: eine riesige Packung Ingwerkekse, die direkt neben den Fahrersitz gestellt werden und der Spotify „Karnevalhits 2023“ Mix – ein Traum 😉 die Straßen werden zwar nicht größer, aber die Laune ein ganzes Stückchen besser 🙂
Belohnt werde ich dann mit einem traumhaft schönen Campingplatz direkt am Meer, das ich direkt vom Bett aus sehe – der beste Übernachtungsplatz, den ich wohl je hatte.

Diesen Blick genieße ich auch den ganzen kommenden Tag, denn das Wetter bleibt erstmal miserabel, da lohnt kein Ausflug und so ein fauler Tag mit Blick ist ja auch was Schönes. Abends wird es dann etwas besser und ich laufe noch eine große Runde um die Bucht und lande mitten in einer Schafherde… das passiert mir hier öfter, plötzlich enden meine Outdoor-App-Wege und ich stehe irgendwo und meist inmitten von Schafen. Zum Glück mag ich Schafe, da sie zu den Tieren gehören, die erstmal weglaufen, wenn sie einen sehen 🙂 Finde ich deutlich besser, als die, die fröhlich angesprungen kommen (und ich nicht so schnell weglaufen kann 😉
Ich verlängere meinen Aufenthalt hier, weil ich auf schönes Wetter für die Insel Iona warte, ein kleines Kleinod, historisch unglaublich wichtig (die schottische Christianisierung) mit Ruinen und noch einem stehenden Kloster, außerdem jahrhundertealte keltische Kreuze (die mit dem Kreis mittig) und schöne Strände. Die Fähre bringt mich ohne Emma, denn die ist am Strand stehen geblieben, wirklich bei schönem Sonnenschein auf die Insel. Ich besichtige die Klöster und wandere fröhlich auf schönen Wegen mit Blick auf wunderschöne grüne Hügel. Am Strand angekommen, sehe ich dann auch schon die sich langsam immer weiter nähernden dunklen Wolken am Himmel, der Wind frischt auf – die Badesachen bleiben also im Rucksack und ich mache einfach so ein Picknick – ganz alleine am Strand, denn die meisten machen sich grade schon auf den Heimweg (der Himmel verheißt wenig Gutes ;-))
Vom Strand aus folge ich mal wieder meiner Outdoor-App, bis ich irgendwann die Abzweigung verpasse und beschließe, einfach querfeldein zu wandern. Das ist grundsätzlich zwar eine schöne Idee (weil ich schon immer mal durch diese wunderbar grünen Hügel hatte laufen wollen), aber auch eine ziemlich dumme. Denn diese wunderschönen grünen Hügel sind vor allem eins: sehr, sehr matschig. Von weitem sieht das toll aus, von Nahen ist man aber die ganze Zeit sehr gut beschäftigt, nicht allzu tief einzusinken.
Und dann geht der Regenschauer los 😉 meine Füsse sind in der letzten Schlammpfütze einmal durchweicht worden (da hält irgendwann die beste Goretex Membran des Schuhs nicht mehr ;-)), der Rest von mir wird jetzt einmal bei 13 Grad gewaschen… Es macht, und das sei an dieser Stelle mal erwähnt, trotz allem großen Spaß. So mutterseelenallein durch die Hügel zu stapfen und manchmal auch zu kraxeln. Die Insel ist ja nicht groß, richtig verloren gehen kann man also nicht und die letzte Fähre fährt erst in vier Stunden oder so, also nix, was einen in Panik versetzen könnte. Nach einer halben Stunde hört der Regen auch wieder auf und der Wind schafft es tatsächlich, zumindest die Hosen, in den kommenden zwei Stunden wieder trocken zu pusten.

Tags drauf mache ich mich dann auf den Weg zurück zur Fähre – kurz zurück aufs Festland, dann aber direkt weiter zur nächsten Insel, der Isle of Skye, die wirklich auf keiner Schottlandreise fehlen sollte (so sagt man). Ich bin gespannt – wenn ich mir was wünschen dürfte, dann mal weniger Dauerregen…

PS: ich hoffe übrigens, der nächste Blogpost lässt nicht wieder so lange auf sich warten, aber fürs bloggen brauche ich Internet und wenn möglich noch WLAN … und das war in den letzten anderthalb Wochen wirklich schwer aufzutreiben 😉