Bei herrlichem Sonnenschein (mit kleinen fotogenen weißen Wölkchen) stehe ich am Fährhafen in Tarbert und warte auf das Boarding – ganz klassisch schottisch zu Dudelsackmusik 🙂 Zwei jugendliche Spielern stehen neben den Autos und spielen wirklich wunderschön.
Ich glaube, ich verlasse gleich meine Lieblingsinsel Schottlands… Wobei es insgesamt so an die 130 bewohnte Inseln in Schottland gibt und ich nur vier davon besucht habe… daher ist das vielleicht nicht besonders aussagekräftig 😉 Aber egal, von diesen vieren war die „Isle of Lewis and Isle of Harris“ meine Lieblingsinsel. Obwohl mit zwei Namen versehen, handelt es sich übrigens nur um eine Insel und zwar die nördlichere der Äußeren Hebriden. Irgendwann recht mittig gen Norden fahrend, kommt ein Schild „Welcome to the Isle of Lewis“ und südlich ist halt die „Isle of Harris“ – keine Ahnung warum, manche Dinge muss man einfach annehmen 😉
Ich habe hier fast eine ganze Woche verbracht, bin mit Emma bis ganz in den Norden gefahren (zum „Butt of Lewis“), habe den Callanish Steinkreis, der noch älter als Stonehenge sein soll, besucht, Küsten erwandert und am Strand einen filmreifen Sonnenuntergang beobachtet (die Sonne ist richtig ins Meer gefallen). Ich habs einmal ins eiskalte Wasser geschafft (schwimmen würde ich das jetzt nicht nennen, einmal untertauchen und bibbernd wieder raus an den Strand in die Sonne laufen trifft es eher ;-)) und bin vom Wind fast davongepustet worden. Und klar, ich wurde auch wieder einmal komplett in einem Regenschauer gewaschen 🙂 aber wenn die Sonne danach wieder raus kommt, ist das nicht allzu tragisch.
Die Landschaft auch hier auf der Isle of Lewis und Isle of Harris: ein Träumchen, felsige Hügel mit grünem Gras oder Moos soweit das Auge blicken kann und außerdem traumhaft schöne Sandstrände mit türkisem Wasser, manche so winzig, das knapp fünf Picknickdecken dicht nebeneinander drauf gepasst hätten, manche riesig lang, sodass man anderthalb Stunden von einem zum anderen Ende laufen konnte. Dahinter Dünen und dahinter Berge. Kurzum: einfach wunderschön!

Ich habe die Hälfte der Nächte „wild“ gecampt (wobei wild auch zweimal ganz zivilisiert auf einem Parkplatz war), aber auch einmal mutterseelenallein nahe den Ruinen eines ehemaligen Klosters mit einem eigenen kleinen Steinkreis, den ich aus meinem Fenster beim aufwachen gesehen habe 🙂 Den ganzen Abend und die ganze Nacht tobte dort allerdings ein ziemlicher Sturm, der mich und Emma ganz schön auf Trab gehalten hat. Irgendwie sieht man das auf den Fotos so gar nicht, der Blick war immer traumhaft, aber so richtig genießen konnte man ihn nur an bestimmten Stellen, wo Steine und Mauern des ehemaligen Klosters einen guten Windschutz geboten haben.

Und warum nun meine Lieblingsinsel? Nicht nur, weil das Wetter etwas besser (und manchmal wirklich traumhaft schön) war, es Sandstrände gab und Wildcampen deutlich einfacher war, als anderswo, sondern auch: weil es hier noch deutlich weniger Touris gibt, Parkplätze kostenlos, nicht so riesig und halt auch nicht so voll sind wie auf Skye (ein Guide meinte, falls hier jemand Parkgebühren einführt, würden die Bewohner streiken und derjenige hätte kein einfaches Leben mehr ;-)) und unglaublich nette Menschen, die nicht nur zwei Finger vom Lenkrad nehmen, um „Danke“ anzuzeigen an diesen unzähligen Ausweichbuchten auf diesen kleinen, schmalen einspurigen Straßen, sondern die direkt fröhlich winken (hab am Anfang gedacht, die verwechseln mich mit jemanden, aber nein, hier winken alle, auch die Fussgänger, die sich an den Straßenrand drücken und ein Auto vorbeilassen und die Fahrradfahrer, die sich freuen, wenn man auch wartet, bis sie entspannt an der Ausweichbucht passieren können).
Verrücktester Moment übrigens neben all der schönen Landschaft: heute in einem kleinen Café, als ich plötzlich meinen Ohren nicht traue – habe ich im Auto zuviel Karnevalsmusik gehört? Da läuft ganz ohne Zweifel „Mer stoon zo Dir FC Kölle“ – nochmal hingehört – doch wirklich – den Text verstehe ich zwar nicht, aber die Töne… und dann gegoogelt und wirklich: das Lied der Höhner basiert auf einem schottischen Lied von Loch Lomond … wer’s nicht glaubt, einfach mal googeln 🙂 Da hab ich mich doch gleich richtig gut aufgehoben gefühlt und noch ein Stückchen Karottenkuchen bestellt 🙂
Nun schippert das Schiff schon entspannt aus dem Hafen Richtung Skye – hier bin ich aber dieses Mal eher nur auf der Durchreise, Ziel ist das Festland und dann der hohe Norden Schottlands.