Ich bin nun aber wirklich ganz im Norden Schottlands angekommen. Schon seit Applecross und dem Pass „Bealach na Ba“ folge ich der berühmten Panoramaroute „North Coast 500“ – quasi die „Route 66“ Schottlands 😉
Von Lochinver ist es nicht mehr weit gewesen bis nach Durness, dem westlichsten Ort an der Nordküste. Hohe Berge ragen neben und vor mir auf – mein Bedarf an Bergbesteigungen ist aber fürs Erste gedeckt, schweife ich doch mal kurz ab und tagträume vor mich hin, erinnert mich mein mittlerweile recht heftiger Muskelkater, das ich grade einen Pausentag mache 😉 Jede kleine Bewegung tut nämlich erstaunlich weh … und anscheinend sind auch ein paar Muskeln spontan auf Kur gefahren ohne vorher eine Vertretung organisiert zu haben, es gibt ein paar lustige Momente an diesem Tag, bei denen ich daran erinnert werde, das ich solche Sachen wie 700 Höhenmeter entweder öfter oder gar nicht machen sollte 😉 Aber genug gejammert… im Wesentlichen wandere ich heute also mit dem Auto, ist ja auch mal schön. 🙂

Ich übernachte in einer kleinen Parkbucht an der Straße, zwischen abends um zehn und morgens um halb sieben kommt aber wirklich kein Auto und bis neun oder so ist der Verkehr auch immer noch sehr überschaubar und damit nicht wirklich störend. Ich frühstücke direkt am Strand bei Durness und kehre nach einer langen Strandwanderung dann noch mal ein: in der kleinen Künstlersiedlung von Balnakeil gibt es nämlich die beste heiße Schokolade – laut Aushang und Karte 😉 hier wird also nicht mit falscher Bescheidenheit gepunktet. „The best hot chocolate“ – ich vermute jetzt einfach mal von überhaupt und überall – schmeckt wirklich sehr gut und weil ich einfach nicht am besten Schokocroissant der Welt (meiner Meinung nach 😉 sowas hab ich wirklich noch nicht gegessen) mit warmer flüssiger weißer Schokolade und Toffee drin und drumherum vorbeigehen kann, sitze ich eine halbe Stunde später sehr glücklich, aber auch komplett unter Zuckerschock stehend wieder in meinem Auto 🙂 Ich düse los Richtung Osten immer an der Nordküste entlang. Ziel ist der nördlichste Punkt Großbritanniens – zumindest des Festlands – die Orkney- und Shetland-Inseln liegen dann schon nochmal etwas weiter nördlich.

Die Landschaft verändert sich komplett, hier und da kommt noch ein Berg und dann nur noch Steilküste, hohe herrliche Dünen, vereinzelte malerische Sandstrände und dahinter eher flaches Land. So können die Highlands in Schottland also auch aussehen.



Mein schottischer Reiseführer empfiehlt einen traumhaften Strand mit Höhlen, verschweigt aber freundlicherweise, das dieser Strand deutlich tiefer als der kleine Ort und der Parkplatz liegen und als ich dann dort stehe, wo meine App sagt, „hier gehts runter zum Strand“, sehe ich einen so steilen kleinen Pfad inmitten von Farn, das meine Beine und Knie und eigentlich auch alles andere ziemlich deutlich „Nein, bloß nicht!“ rufen 😉 na gut, da komm ich nicht dagegen an, fahre ich halt weiter…
Abends komme ich dann tatsächlich am nördlichsten Punkt des schottischen und britischen Festlands an, am Dunnet Head. Auf dem kleinen Parkplatz haben sich aber schon so viele große Wohnmobile schön nebeneinander aufgestellt, das ich mir mit Emma hier doch etwas verloren vorkomme. Nach kurzem Spaziergang und ein paar Fotos fahre ich deswegen wieder ein kleines Stückchen die Straße zurück und stehe dann ganz herrlich und ohne große Campervans allein auf einem kleinen Parkplatz nur fünf Minuten weiter. Hier und da sieht man auf anderen Mini-Parkplätzen ein Zelt oder einen VW Bus, das ist eigentlich ideal, ich bin nicht völlig mutterseelenallein, aber habe trotzdem ein Plätzchen ganz für mich.

Tags drauf gehts dann noch zum westlichsten nördlichsten Punkt: John o‘ Groats. Warum auch immer ist der (fälschlicherweise) eher als nördlichster Punkt bekannt – vielleicht weil hier die Steilküste nochmal etwas beeindruckender ist?



Ich wandere lange an der Steilküste lang und genieße die Ruhe und das Gefühl, wirklich ganz im Norden meiner Reise zu sein. Ab morgen gehts dann langsam wieder Richtung Süden… Schon irgendwie sehr schade… Kurz hatte ich auch mal an die Orkney Inseln gedacht, aber für ein paar Tage waren mir die 160 Pfund Hin- und Rückfahrt mit der Fähre dann doch irgendwie zu teuer. Außerdem bleibt mir so ein ganz hervorragender Grund, mal wieder nach Schottland zu reisen 🙂
Ach ja, ich hab auch mal wieder ein Schloss besucht 🙂 Dieses gehörte der Queen Mum und sie verbrachte hier jedes Jahr ihre Sommerferien – mit Ausnahme einer Woche, da besuchte sie ihre Tochter, die Queen, in Balmoral… da war ich ja auch schon… ich kenn mich aus 😉 Und nein, ein großer britischer Royal Fan bin ich halt eigentlich gar nicht, ich mag nur die Schlösser (und ein gewisses Grundwissen hab ich wohl irgendwie auch, danke Gala 🙂 )

