Wie geht’s eigentlich Emma?

Seit Wochen freue ich mich auf diesen Artikel – denn den wollte ich erst schreiben, wenn ich mir recht sicher bin, das es Emma wieder gut geht … und wir wohl zusammen heile nach Deutschland zurückreisen werden. Denn ja, da war ich mir zwischenzeitlich nicht so sicher…

Deshalb gibt es heute mal einen kurzen Zwischenbericht – zu der „Schattenseite“ meiner Reise… das muss jetzt einfach auch mal sein, nicht das der Eindruck entsteht, es war alles eitel Sonnenschein… 🙂 Wobei, den Eindruck hab ich vermutlich mit meinen Schlecht-Wetter-Berichten eh nicht erweckt 😉 aber ihr wisst, was ich meine…

Vielleicht erinnern sich manche an einen der ersten Blogbeiträge: an Tag 3 in England, unsere Reisezeit hatte gerade begonnen, hatten ja bei Emma sämtliche Warnleuchten geleuchtet und nach einer leicht verzweifelten Suche nach einer Werkstatt, die jetzt überhaupt nicht von Erfolg gekrönt war, waren sämtliche Leuchten wieder erloschen und wir sind erstmal nach Schottland gefahren. Schön wäre es gewesen, wenn das so geblieben wäre 🙂 und es sah in den ersten Wochen auch wirklich gut aus. Emma schnurrte vor sich hin, nahm die Kurven, die engen Sträßchen, die Berge entspannt und mit links 😉 Es war ein Traum.

Kurz vor unserer zweiten Fährüberfahrt nach Skye dann ein kurzer Dämpfer: wieder diesen Piepsen, wieder sämtliche Warnleuchten an. Außerdem: der Ausfall des Automatikgetriebes. Das war auch schon vorher immer direkt nach dem ersten Aufleuchten der Warnlampen passiert, das hatte ich nur ein bisschen verdrängt – jetzt am Berg machte es sich recht unschön bemerkbar, aber nach einem kurzen Stop auf dem Seitenstreifen, einmal Motor aus und wieder an, war das Getriebe wieder da und nach einem längeren Stop während der Fährüberfahrt dann auch die komplette Fahrtüchtigkeit wieder hergestellt. Drei Wochen waren schon vergangen und zwei Wochen sollten auch wieder vergehen, bis das gleiche Problem wieder auftauchte. Das war zwar nicht ganz ideal, aber da sich Emma jedes Mal nach kurzer Zeit wieder vollständig berappelt hatte, habe ich beschlossen, dem Problem mit einer großen Portion Optimismus zu begegnen 🙂 und vielleicht nach der Heimreise einen Werkstatttermin zu vereinbaren. Außerdem war das Problem in allen drei Fällen nur aufgetreten, wenn ich auf einer größeren Landstraße recht zügig (und wir sprechen hier von ca. 80 kmh 😉 ) unterwegs war – die meisten Straßen in Schottland waren aber so schmal und kurvig, das ich meist von der 80 sehr weit entfernt war 🙂

Und dann, im höchsten Norden von Schottland, mittlerweile wirklich recht weit entfernt von größeren Städten und Werkstätten, kam das Problem wieder, nur dieses Mal blieb es auch. Anfangs nur einmal am Tag, recht schnell auch öfter, manchmal nach einer Stunde Fahrzeit, manchmal auch, wenn im Rückspiegel noch der Camping- oder Parkplatz zu sehen war: schrilles Piepsen, jede Menge Fehlermeldungen im Display, Ausfall des Getriebes. Emma fuhr zwar noch weiter und schaltete auch noch in einer Art Notgetriebe in niedrigere, aber halt nicht mehr in höhere Gänge. Auf kleinen Landstraßen mit wenig Verkehr war das ein händelbares Problem, auf größeren Straßen mit Kurven oder Kreisverkehren, war es recht herausfordernd. Zwar nie im Ansatz gefährlich, aber eben sehr unangenehm. Ziel war immer, schnell eine kurze Haltemöglichkeit zu finden, den Motor einmal auszuschalten und wieder neu zu starten und dann zu hoffen, das man ein paar Meilen weiterkam. Das war, wie man sich vielleicht vorstellen kann, gar nicht so besonders witzig und hat mich doch ziemlich an meine Grenzen gebracht. An Warnleuchten kann ich mich ja noch gewöhnen, aber dieses schrille Piepsen mitten in der Fahrt und dann ein Auto, das nicht mehr schalten kann – das war doch ein bisschen zu viel und hat mich am Ende der Fahrt durch Schottland eine ganze Menge Nerven gekostet.

In Inverness, nach einer wirklich fürchterlichen Fahrt, hab ich’s dann noch einmal probiert in einer großen Händlerwerkstatt – und bin wieder mit einer großen Portion Mitgefühl zwar und jeder Menge „I am so sorry my darling“ weggeschickt worden. Keine Zeit, zu wenig Personal, es ist gerade Urlaubszeit… die Gründe konnte ich ja sogar nachvollziehen, aber wirklich weitergeholfen hat mir das halt auch nicht… eine Lösung wurde mir noch präsentiert: ich könnte doch meine deutsche Versicherung anrufen und mich abschleppen lassen – ja nach Deutschland?

Eine Nacht später (morgens sieht die Welt ja immer wieder ein bisschen besser aus) hab ich dann beschlossen, es jetzt einfach zu versuchen nach Südengland auf meine Farm zu fahren, trotzdem irgendwie, langsam und mit vielen Stopps. Zumindest würde ich dort einen Monat an einem Ort sein und könnte vielleicht auch mit Hilfe meiner Gastgeber eine Werkstatt überreden, sich Emma mal anzuschauen. Außerdem hatte ich mittlerweile durch jede Menge Erfahrung in der Sache langsam ein Gefühl dafür, wann die Fehlermeldung häufig auftrat und wann eher nicht. Bis 50 kmh war ich auf der relativ sicheren Seite (gut für den innerstädtischen Straßenverkehr), ab 60 kmh wurde es spannend, spätestens bei knapp über 80 kmh konnte ich schon selber mitpiepsen 🙂 (man muss das irgendwann mit Humor sehen…) Ich fürchte, ich habe zum Teil den Ruf des zügigen deutschen Autofahrers gehörig ruiniert in Schottland, wenn ich beharrlich auf manchen Straßen nicht über 65 kmh gefahren bin, obwohl doch mehr erlaubt gewesen wäre. Zu meiner Verteidigung: es war nicht so viel los auf Schottlands Straßen und ich habe eigentlich immer versucht, sobald wie möglich mal links ran zu fahren und alle hinter mir vorbei zu lassen.

Und obwohl es über 1000 Kilometer waren von Inverness bis nach Südengland: Irgendwie hab ich es tatsächlich hinbekommen (ich kürze das ganze Abenteuer jetzt mal ein bisschen ab 😉 ). Hin und wieder hab ich sogar geschafft, das Ganze als Herausforderung zu sehen (komme ich noch auf die Autobahn und schafft Emma es, in den sechsten Gang zu schalten, bevor die Fehlermeldung kommt? denn dann kann ich einfach im sechsten Gang weiterfahren – solange kein Stau oder ähnliches kommt, stört mich das nicht funktionierende Getriebe und die vielen Lampen nicht, nur bei Stau schaltet Emma zwar irgendwann ein paar Gänge nach unten, aber halt nie wieder hoch. Hin und wieder war es aber nach wie vor ein mich absolut wahnsinnig machendes Problem …

Und nun? Mittlerweile war Emma zweimal in der Werkstatt – Innerhalb einer Woche hatte der Farmer es geschafft, mir einen Termin bei einer kleinen freien Werkstatt auszumachen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Tatsächlich war ein ABS Sensor defekt und konnte direkt ausgetauscht werden (sowas hatte ich ja schon vermutet). Nur dummerweise war das Problem damit nicht behoben, nun piepste Emma auch schon bei 30 kmh … Die diagnostizierten Fehlermeldungen wurden kryptischer und deuteten auf den kompletten Ausfall eines kleinen und sehr teuren Elektronikbauteils hin (wenn man auf die Frage, wieviel das denn kosten könnte, die Antwort bekommt, das man das nicht wissen möchte, weiß man, das es teuer ist 😉 ) Also gings eine Woche später nochmal zu einem Spezialisten und dieser hat dann tatsächlich das eigentliche Problem gefunden: Rost am Geschwindigkeitssensor. Nix mit Elektronikbauteil, nix mit teuer 🙂

Und gut gereinigt schnurrt Emma jetzt wieder die engen Sträßchen in Südengland entlang. Ich gebe zu, die ersten 100 Kilometer Ausflug auf der Autobahn war ich alles andere als entspannt und habe quasi jede Sekunde auf ein schrilles Aufpiepsen gewartet. Jedes Geräusch von außen (ein Motorrad) oder innen (irgendwas im Kofferraum fällt um) hat mich kurz zusammenzucken lassen. Aber nach etwas Zeit hat das jetzt tatsächlich nachgelassen. Ich stehe jetzt manchmal an Ampeln und freue mich, das ich ganz entspannt auf Grün warten kann und nicht hektisch in den paar Sekunden Stillstand den Motor schnell aus- und einschalte, um das Getriebe neu zu starten. Oder das ich im Stau stehen kann und es mir völlig egal ist, ob wir einmal richtig halten oder nur ganz langsam weiter tuckern – es ist nämlich ein ziemlich blödes Gefühl mitten auf einer Autobahn, selbst wenn Stau ist und alles kurz zum Stillstand kommt, den Motor einfach mal ganz kurz aus- und wieder einzuschalten – aber manchmal war das die einzige und einfachste Methode, um sicherzustellen, das wir nach dem Auflösen des Staus und ohne von der Autobahn fahren zu müssen, beschleunigen und über den dritten Gang hinauskommen konnten.

Ich drücke Emma und mir jetzt sehr die Daumen, dass das so bleibt. Im Nachhinein ist es ein bisschen schade, das ich spätestens ab John o’Groats (ganz im Norden Schottlands) nicht mehr besonders abenteuerlustig war, was irgendwelche Wanderungen und Übernachtungen an abgelegenen Orten anging, da meine Nerven während der Autofahrten schon recht angespannt waren und für mehr Nervenkitzel da echt kein Platz mehr war… Schlösser besichtigen und Cafés besuchen waren sowohl für Emma, als auch für mich dann immer perfekte Pausen. Aber da ich beides ja auch mag, gibt es wirklich Schlimmeres 😉 Und Schottland bleibt ja an bekannter Stelle, ich hatte eh vor, nochmal dahin zu reisen.

Und damit hier noch ein positiver Eindruck entsteht nach all dem Gejammere 😉 hier ein paar Fotos von unserem ersten Ausflug nach den Werkstattbesuchen: Besuch im Castle of Dunster (ein Schloss musste dabei sein 😉 ) und ein Stückchen South West Coastal Path (der berühmte Fernwanderweg an der Küste Englands entlang) in Somerset im Exmoor Nationalpark (es ist traumhaft schön da!).

Dunster Kirche mit wunderschönem Garten
Ich wusste ja schon, dass der „South West Coastal Path“ wunderschön ist, aber das ist hier ja echt ein Träumchen… diese blühende Heide, der schmale Weg, der blaue Himmel… herrlich!
Und völlig verrückt: ich hier bei schönstem Sonnenschein und da hinten in der Ferne Wales und all die Wolken. Da frage ich mich ja: wer hat wohl einen noch schlechteren Stand beim Wettergott wie ich?

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