Die vier Wochen auf der Farm sind rum… endlich, wenn ich ganz ehrlich bin… so friedlich die Tiere auch waren und am Ende dann auch die Zweibeiner (als mein Auto repariert und ich damit theoretisch nicht mehr ganz so abhängig war, wurde es doch tatsächlich freundlicher 😉 ), freue ich mich nun doch wieder auf ein bisschen mehr „Freiheit“ 🙂
Was gelernt habe ich aber natürlich trotzdem, über mich, über Gänse, Enten und Hühner und übers Farmleben allgemein. Und Spaß hatte ich schon auch, manchmal zumindest 😉 Wenn die Hühner zum Beispiel so aufgeregt und hungrig waren, dass sie tatsächlich an mir hochgehüpft sind und ich vor lauter Schreck einmal einen kompletten Joghurtbecher voller Hühnerfutter anstatt in die Futterrinne in die Luft geworfen habe 🙂 Also regnete es im gesamten Hühnerhaus auf mich und acht Hühner eine ziemlich große Portion Pellets herab…

Von Mrs. Chicken musste ich mich übrigens auch noch verabschieden, sie ist drei Tage vor meiner Abreise doch noch friedlich gen Hühnerhimmel gehüpft… aber ich würde sagen, sie hatte ein tolles Leben. Noch zwei Tage zuvor saß sie fröhlich in ihrem kleinen Gehege im Grünen und hat vor sich hin gegackert und während der letzten beiden Tage lag sie immerhin ungestört in ihrem Käfig und hat die Wasserschale hin und wieder direkt an den Schnabel gehalten bekommen … also RIP liebe Mrs. Chicken.


Vermissen werde ich ein kleines bisschen die Traktorfahrten zum Heueinsammeln im riesigen Garten 🙂 da hab ich mich weniger dumm angestellt, als anfangs von mir selbst befürchtet 😉

Nicht ganz so vermissen werde ich stundenlanges Unkrautjäten … in den letzten zehn Arbeitstagen habe ich insgesamt über 100 Quadratmeter Himbeerbeete und -wege von rankenden und wuchernden Unkräutern befreit… Das hatte aber auch den Vorteil, dass ich immer wusste wo die allermeisten allerreifsten Himbeeren hingen und das war definitiv fürs Frühstück von Vorteil 🙂
Und jetzt bin ich wieder zurück „auf der Straße“ … Emma schnurrt weiter vor sich hin und nimmt die ersten insgesamt drei Stunden Fahrt gelassen. Nach zwei Stunden machen wir mal Pause in den „Lost Gardens of Helligan“, einem riesigen Park. Der Eintritt ist gewaltig (aber wo ich nun schon mal da bin…), der Park schon auch wirklich schön, aber … (ja, da schwingt leider ein „aber“ mit) … wirklich unglaublich voll. Anscheinend ist das hier das „Must See“ für alle Familien in einem riesigen Umkreis und es wird auch wirklich viel geboten… naja, außer ein bisschen Ruhe und Entspannung 😉 an einer kleinen Hängebrücke hat sich ein so langer Stau gebildet, das ich nach 15 Minuten und ohne einen Meter weitergekommen zu sein, einfach aufgebe und mich an eine recht unspektakuläre, aber dafür herrlich ruhige Stelle im Park setze … und dann auch einfach relativ bald weiterfahre. Mein Ziel: der südlichste Punkt Englands (des Festlands), Lizard Point. Aber erstmal: wenigstens ein paar Bilder aus den vergessenen Gärten:



Nach einer gar nicht so langen Fahrt komme ich dann am Lizard Point an, parke auf meinem großen, aber schon sehr leerem Campingplatz (die Saison geht zu Ende) und spaziere zur Küste. Es ist wunderschön hier und ich genieße die (letzten) Sonnenstrahlen, denn morgen soll das Wetter erstmal ein bisschen umschlagen.

Mitten in der Nacht werde ich wach … ein komisches Geräusch … vom Meer (mein Campingplatz ist davon nicht weit entfernt) tönt es sehr seltsam, ein bisschen, als würde man eine leere Flasche im Wind stehen lassen. Und immer wieder… Kurze Pause … und weiter gehts. Das ist schon seltsam und ich frage mich auch ein bisschen, ob mir das irgendwas sagen soll. Irgendwann wird es mir zu dumm und ich fange an zu googeln (ein Hoch auf das Internet!), werde lange nicht wirklich fündig (außer, das es wirklich keine Warnmeldungen für meine Region gibt), bis ich ganz unten auf der Seite auf eine Meldung von Tripadvisor stoße und eine Bewertung für eine Unterkunft direkt am Lizard Point, in der sich jemand aufgrund des andauernden Geräuschs des Nebelhorns beschwert. Da hab ich meine Antwort und kann beruhigt (und mit Ohropax im Ohr, das ist nämlich echt nervig und ganz schön laut) weiterschlafen.
Der kommende Tag ist wirklich wettertechnisch schwierig, aber lange nicht so schlecht wie ursprünglich angesagt. Nachdem ich entspannt gefrühstückt und sogar noch einen Blogartikel verfasst habe (ich hab ja Zeit und verpasse grade eh nix), mache ich mich dann kurz nach Mittag doch mal auf den Weg, im Rucksack eine Flasche Wasser und ein Buch, denn am Lizard Point gab es nette kleine Cafés. Weil der Nieselregen aber eigentlich ganz ok ist und es auch ein paar Kilometer an den Küste entlang noch ein Café gibt, laufe ich einfach ein bisschen den Küstenweg entlang. Und es ist herrlich! Streckenweise (wenn kein Parkplatz in der Nähe ist) bin ich wieder komplett alleine in der Natur, der dichte Nebel und der leichte Nieselregen erzeugen eine wahnsinnig mystische Stimmung, in der man wunderbar einen Fuss vor den anderen setzen und einfach seinen Gedanken und Träumereien freien Lauf lassen kann. Dieses Mal geht es nur selten so auf und ab wie sonst häufig auf dem Küstenwanderweg, sondern lange auch einfach nur auf weiten Wiesen und Weiden mehr oder weniger geradeaus. Es ist absolut wunderbar und erst ein ziemlich heftiger Regenschauer am späteren Nachmittag bringt mich dazu, mal wieder umzudrehen und ein bisschen abseits der Küste, aber immer noch mitten in der Natur zurückzulaufen. Sechs Stunden nach meinem Aufbruch stehe ich dann wieder am Campingplatz – das Buch (und es war kein leichtes Taschenbuch…) habe ich den ganzen Tag mit mir herumgetragen, aber nicht einmal reingeschaut, im Café war ich wirklich nur sehr kurz und habe mich mit einem Cappuccino und einer „Cornish Pasty“ (eine englische Fleischpastete) gestärkt und regenschauernass bin ich natürlich auch (der Schauer hielt sich leider für anderthalb Stunden), aber auch sehr glücklich mit mir und allem drum und dran… einen Küstenspaziergang bei Regen und Nebel kann ich also nur empfehlen 😉




