Lands‘ End & St. Ives

Ich sitze ganz gemütlich auf meinem Campingplatz und frühstücke … wunderschön hier und so unfassbar sonnig 🙂 Gestern am Nachmittag bin ich an „Lands‘ End“ angekommen und habe noch ein wunderbares Plätzchen auf dem Campingplatz, nur zehn Gehminuten entfernt vom „Ende & Anfang Englands“, gefunden. Gestern abend habe ich den Sonnenuntergang am westlichsten Punkt Englands bewundert, habe viele schöne Pläne für heute gemacht – und sitze jetzt doch erstmal nur ganz faul hier rum … beim zweiten Kaffee und bei einem spannenden Buch 🙂 Das Buch hat schon in Ullapool im Norden Schottlands den Weg in meine Autobücherkiste gefunden, aber irgendwie komme ich erst jetzt dazu, es zu lesen. Geschrieben wurde es von einem ehemaligen Soldaten, der 2017 eher aus purer Verzweiflung beschlossen hatte, einfach mal an der Küste Englands und Schottlands ganz in den Norden zu laufen und währenddessen Spenden für eine Stiftung für Veteranen zu sammeln. Das Buch ist sehr interessant, das Abenteuer an sich natürlich auch recht extrem, den Chris läuft auch im Winter und schläft im Zelt … warum ich davon hier erzähle? Dieser Typ beschwert sich quasi nie, er erwähnt zwar einige Widrigkeiten unterwegs (Stürme, Gewitter, verstauchtes Fussgelenk auf einem Berg, Selbst-Zahnziehen mitten im Nirgendwo), bleibt dabei aber immer ziemlich sachlich und jammert nie. Nur eine Sache bringt ihn an den Rand der Verweiflung und die erwähnt er auch immer wieder: die Midges und Horseflies (also Mini-Mücken und Bremsen) in Schottland, die ihn den ganzen Sommer piesacken. Und irgendwie habe ich langsam so das Gefühl, das bei all dem schlechten Wetter, das ich in Schottland hatte (und über das ich mich hier ja regelmäßig beschwert habe 😉 ), ich eigentlich auch ganz schön viel Glück hatte, denn schlechtes Wetter und Wind hieß für mich auch, praktisch keine Midges. Die drei, die mich mal kurz genervt haben, sind ja nicht der Rede wert, bei Midges zählt man ja eher in Hunderter-Schritten … Also vielleicht (aber nur ganz vielleicht!) hat sich der Wettergott ja doch was dabei gedacht, als er mir die vielen Regenschauer und 13 Grad – Julitage schickte… und ich muss sagen, er macht grade alles wieder wett, hier in Cornwall scheint die Sonne, es sind angenehme 22 Grad, ein laues Lüftchen, es ist einfach ganz schön herrlich!!

Sonnenuntergang Land’s End

Nachmittags raffe ich mich dann doch mal auf und laufe noch ein bisschen an der Küste entlang, es ist wieder unglaublich schön!! Um Land’s End herum sind wieder jede Menge Menschen unterwegs, aber das verläuft sich hier eigentlich ganz gut.

Einer der schönsten Strände hier weit und breit, sagte man mir… 🙂
Land’s End, rechts oben im Bild das westlichste Hotel 🙂 da sind dann immer die vielen Menschen…

Tags drauf will ich dann doch nochmal ein bisschen länger laufen und nehme mal wieder ein Stückchen des Küstenwanderwegs in Angriff. Der Anfang gestaltet sich zwar als ziemlich anstrengend, eine halbe Stunde geht es am Strand entlang (in Wanderschuhen am Strand lang laufen, ist schon ein bisschen anstrengend) und die Temperaturen klettern ganz schön in die Höhe und vom Wind ist auch nix zu spüren – aber nein, ich will mich jetzt nicht über zu schönes Wetter beschweren 😉 Das wär ja auch was… Hin und wieder kommen mir ein paar Leute mit großen Rucksäcken entgegen und ein bisschen Lust hätte ich schon auch: einfach immer einen Fuss vor den nächsten setzen und abends irgendwo ein Zelt aufschlagen und am nächsten Morgen weiter… ist vermutlich unglaublich anstrengend, aber auch sehr, sehr schön.

Ein wunderschöner Wanderweg … tatsächlich wäre hier hin und wieder mal ein Baum eine feine Sache gewesen, es ist nämlich ganz schön warm… (nein, das ist keine Beschwerde 😉 )

Ich komme erstaunlich weit auf meiner Wanderung (ich bin aber auch so an die sieben Stunden unterwegs), schaffe es bis zu einem kleinen Leuchtturm und laufe dann (zugegebenermaßen relativ fix und fertig) in das nächstgelegene Dörfchen, da gibt es eine Bushaltestelle und einmal stündlich kurvt der „Land’s End Coaster“ Bus die engen Sträßchen hier an der Küste um Land’s End herum und bringt mich dann auch wieder zügig zum Campingplatz.

Ganz in der Ferne sieht man es schon, das „Cape Cornwall“
Am „Cape Cornwall“, das kleine weiße Haus kann man sogar mieten… (hab ich später herausgefunden)
Und hier nochmal „Cape Cornwall“, das war eigentlich mein Tagesziel, aber es lief grade so gut… da bin ich einfach weitergewandert…
So, noch ein letztes Bild, quasi als Überleitung zum nächsten Teil 🙂 Überall ragen hier Schornsteine vergangener Minen aus dem Boden, das gibt schon ein recht interessantes Landschaftsbild…

Am nächsten Tag fahre ich dann schon wieder etwas Richtung Osten – nach St. Ives, das als kleines, hübsches Städtchen an der Nordküste von Cornwall gilt. Zuvor aber noch ein bisschen Geschichte, denn in Cornwall wurde viele Jahre lang Kupfer und später auch Zinn abgebaut, im 19. Jahrhundert war Cornwall wohl der bedeutenste Lieferant für Kupfer weltweit. Das sieht man auch, denn überall ragen die Schornsteine noch aus dem Boden und ich möchte mir zumindest eine Mine mal ein bisschen genauer anschauen und lande bei der Greevor Mine. Es ist tatsächlich ziemlich spannend, nicht nur die Technik von damals kann man sich anschauen, sondern auch die Räumlichkeiten für die Arbeiter damals und sogar (ganz zum Schluss) noch ein Stückchen Schacht – mit Helm natürlich 🙂

Also ich muss schon sagen, in so einem Bergwerk ist es schon sehr dunkel und sehr eng … und das ist noch der oberste Gang, den man für die Touristen schön gemacht hat 🙂 nee, das wäre nix für mich …
… aber der Helm steht mir… 😉

In St. Ives stellt sich dann erstmal die Campingplatzsuche als ein bisschen herausfordernd raus, bisher hatte ich damit ja eigentlich nie ein Problem. Es gibt insgesamt fünf Plätze, die alle irgendwie in der Gegend liegen und auch mehr oder weniger gute Busverbindungen nach St. Ives anbieten (und mit Emma in diese kleinen Küstenstädtchen kurven, das versuche ich meist zu vermeiden… ist besser für meine Nerven 😉 ). Platz Nummer 1 hat noch einen Platz frei für Emma und mich, möchte dafür aber gerne 31 Pfund pro Nacht (ca. 35 Euro). Soviel hab ich mal um Edinburgh herum bezahlt und mir danach vorgenommen, das ich das nicht nochmal mache, 35 Euro für 1 Person find ich nämlich ein bisschen viel. Platz Nummer 2 ist schon voll… hhm… Platz Nummer 3 am 03. September bereits geschlossen. Doppel-hhm 😉 Hätte ich vielleicht doch…? Platz Nummer 4 ist geöffnet, sieht aber völlig verwaist aus, hier stehen nur ein paar marode Wohnanhänger… irgendwie auch nicht so einladend, aber notfalls…? Platz Nummer 5 liegt fast direkt daneben und sieht auf den ersten Blick auch nicht so einladend aus, sondern eher ein bisschen wie eine Farm mit viel Zeugs und Gerätschaften, aber hier ist zumindest jemand da. 28 Pfund für zwei Nächte sind mir schon lieber 🙂 und im Endeffekt ist es sehr, sehr schön hier und super idyllisch. Die Wiese ist riiiiiesig und ich stehe ziemlich alleine direkt an wilden Büschen, in Sichtweite (aber schon nicht mehr Hörweite) noch drei andere Camper. Einsam bin ich also nicht.

Tags drauf fahre ich dann mit dem Bus (Abfahrtszeiten am Campingplatz jetzt nicht so wahnsinnig häufig: 9.35 Uhr ; 13.40 Uhr und 17.40 Uhr) nach St. Ives. Wetter wieder mal ein Träumchen – schön, das ich meinen Sommer jetzt noch in Cornwall nachhole 🙂 Nach einem Kaffee direkt am Meer im Kirchgarten steuere ich als Erstes die Bücherei an, denn ein Problem hab ich mittlerweile: der Campingplatz bei Lands‘ End hatte keine Steckdosen und weil mein Auto zweieinhalb Tage nur „rum stand“ gehen gerade alle meine Batterie“vorräte“ zu Ende. Der Kühlschrank müsste es geradeso bis morgen Vormittag (dann fahre ich weiter) schaffen, Laptop und alle externen Akkus haben sich bereits verabschiedet, mein Handy zeigt noch 15 Prozent an. Aber die Bücherei ist ein Traum, es gibt Tische, wo man ganz ungestört sitzen kann, Steckdosen und WLAN (ansonsten gibt’s auch jede Menge Bücher 😉 aber dafür hab ich grade gar nicht Augen für…) Anderthalb Stunden später, das Handyakku wieder voll geladen, ein externer Akku so zur Hälfte und auch der Laptop wieder ein kleines bisschen am Leben, gehts dann aber doch wieder weiter, Städtchen anschauen. Ich sitze am Hafen und esse eine cornische Pastete (so gut!), laufe an Stränden entlang (davon gibt es hier einige) und muss sogar mein Eis gegen eine Möwe verteidigen… jaja… überall diese Schilder, die vor Möwen warnen, hab aber gedacht, das wird schon nicht so kritisch sein. Und hab dann grade mein sauteures Eis (3,5 Pfund für eine Kugel!) bekommen und dann knallt mir irgendetwas großes an den Kopf… Gut, meinen Kopf hat die Möwe gefunden, das Eis allerdings nicht … ha! 🙂 Aber das brauch ich jetzt auch nicht öfter 😉

Sehr spannend hier, bei Ebbe kann man „im Hafen“ von St. Ives herumlaufen. Anderswo stappeln sich dann irgendwelche Algen inkl. Geruch, hier in St. Ives sieht das alles sehr sauber ist und ohne Geruch 🙂
Ist irgendwie ein ganz lustiges Fotomotiv, so zwischen auf dem Sand liegenden Booten…

Zum Schluss bummle ich noch gemütlich durch eine wirklich schöne kleine Straße, widerstehe den meisten Touristen“fallen“, nur im Buchladen, da werde ich nochmal schwach… ich habe das Gefühl, ein Bücherregal in Emma wäre doch ganz hilfreich gewesen, weiß aber noch nicht, worauf ich dafür hätte verzichten sollen 🙂

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