Zugegebenermaßen, eine knappe Woche Bretagne reicht nicht so richtig aus, um sich ein wirkliches Bild zu machen – zumal Cherbourgh (dorthin hat mich die Fähre gebracht) tatsächlich noch zur Normandie gehört… was ich aber erst merke, als ich auf der Autobahn Richtung Saint Malo so ein Schild à la „Bye bye Normandie“ sehe … na gut, Vorbereitung ist halt alles 😉
Die ersten beiden Tage verbringe ich also in der Normandie 🙂 Von meinem Campingplatz (auf dem zwei Nächte zusammen so viel gekostet haben wie die günstigste Nacht überhaupt auf einem schottischen Platz und der aber zu einem der Schöneren gehört, die ich in den letzten drei Monaten gesehen habe…) erreicht man in zehn Fussminuten den berühmten französischen Küstenwanderweg. Ab hier wandere ich zwischen drei und vier Stunden bis zum Aussichtspunkt La Hague mit Leuchtturm. Es gab wunderschöne Abschnitte, aber auch ein paar etwas endlose Stückchen über aufgeschüttete Steine … das Meer natürlich wunderschön und die Sonne scheint mit voller Kraft, um mir noch ein bisschen Sommer zu gewähren 🙂 Dafür danke 😉 Zurück geht es mit dem Bus und dann noch ein Stündchen zu Fuss erst durch ein am Wochenende absolut verlassenes Industriegelände (das fühlt sich ein bisschen seltsam an) und dann einen schönen kleinen waldigen Weg (Schatten!! 🙂 ) entlang. Alles ganz nett, aber so ganz haut es mich noch nicht um 😉 Aber vielleicht bin ich auch gerade von der kornischen Küste etwas verwöhnt…


An einem Sonntag geht’s dann für mich nach Saint Malo (das liegt jetzt aber wirklich in der Bretagne!), um meinen Bruder am TGV Bahnhof abzuholen. Dieser Rechtsverkehr macht so ganz, ganz langsam wieder Sinn in meinem Kopf, aber links fahren wäre immer noch schöner 😉
Saint Malo ist eine wirklich schöne (wenn auch sehr touristische) Hafenstadt, hier könnte man traumhaft schön bummeln gehen und überall kann und würde ich am liebsten Brot kaufen 🙂 Irgendwie hab ich mich da bisher ja immer ein bisschen über den typischen deutschen Urlauber lustig gemacht, wenn er oder sie sein Brot vermisst hat und nun würde ich am liebsten selber sämtliche Bäckereien leer kaufen, denn es gibt endlich wieder knuspriges und leckeres Brot 😉 Ich widerstehe (fast immer) und habe eh nicht ganz so viel Zeit, denn der TGV ist auf die Minute (ich würde am liebsten Sekunde sagen 😉 ) pünktlich. Ich sitze in der schönen kleinen Bahnhofshalle und wirklich exakt auf die Minute fährt ganz langsam und leise der Zug ein – es gibt nicht mal eine Ansage. Er ist einfach da 🙂 Und ich gebe es, wenn auch ungern, zu, sogar als Fan der Deutschen Bahn (ja ich weiß, der Fanclub ist klein 🙂 ) denke ich mir, ‚ja könnten wir das nicht auch?‘ 😉 aber gut, der TGV hat sein eigenes Schienennetz und so, das ist bei uns alles ein bisschen anders…
Aber herrlich ist es schon, mein Bruder auch im Zug und wir bald zusammen im Auto Richtung Ferienhaus (mit ganz kurzem Zwischenstop, denn ich habe meinen Kaffeebecher entspannt auf dem Autodach abgestellt… und dort vergessen… der Kaffeebecher ist nach fünf Minuten Fahrt noch da und sogar noch halbvoll, ich finde, das liegt an meinem hervorragenden Fahrstil ;-), mein Bruder meint eher, der Becher wäre irgendwie eingeklemmt gewesen und hätte gar nicht weg gekonnt 🙂 ).
Mitte September und mit nur einer Woche Vorlaufzeit hatten wir auf Airbnb noch jede Menge Auswahl an netten kleinen und sogar bezahlbaren Ferienhäusern gehabt und uns für ein kleines, ein bisschen altmodisch eingerichtetes, aber wirklich schönes und unglaublich ruhig gelegenes Häuschen entschieden. Wir haben einen großen Garten mit riesigem Holztisch und zwei langen Bänken, auf denen wir am zweiten Abend ganz entspannt liegen, ab und zu am Gläschen Rotwein nippen 🙂 und den klaren Sternenhimmel bewundern und Sternschnuppen suchen (es bleibt eher beim Suchen…). Hier ist es noch so herrlich dunkel, dass man sogar die Milchstraße gut erahnen kann. Ein Traum!
Tagsüber lassen wir es auch eher ruhig angehen, nach einem entspannten Frühstück sitzen wir meist noch ein Weilchen im Garten, bevor wir uns dann mal die Gegend anschauen. Die ist wirklich schön; am zweiten Tag landen wir in einem kleinen süßen Städtchen und essen inmitten von vielen Franzosen in einem kleinen Restaurant an einem Flüsschen sehr, sehr lecker – und ich muss sagen, so zur Abwechslung ist es wirklich mal total schön, zu zweit unterwegs zu sein und ich finde es klasse, dass mein Bruder den doch sehr weiten Weg auf sich genommen hat für einen kurzen Besuch 🙂 Und obwohl unser beider Schulfranzösisch eher in die Ecke „nicht mehr wirklich existent“ tendiert, schaffen wir es, noch die ein oder andere Vokabel zusammenzusuchen und können dann gemeinsam mit unserer französischen Kellnerin in einem lustigen Mischmasch aus Französisch und Englisch kommunizieren 🙂 Ich bin mal mutig und bestelle eine typisch bretonische Spezialität, die ich bisher noch gar nicht kannte: Galettes. Das entpuppt sich als eine Art Buchweisencrepe mit herzhafter, vor allem sehr käsiger Füllung – ein absoluter Traum, könnte ich auch hauptberuflich essen 😉
Wir bummeln durch das Städtchen – es ist leider gerade Mittagspause und die allermeisten Geschäfte haben geschlossen … mein Bruder grinst, ich versuche es auch positiv zu sehen, das ist schließlich besser für mein Budget 😉 Aber ich wäre schon gerne in diese süßen kleinen Lädchen spaziert… später wandern wir noch ein kleines Weilchen am Meer entlang und lassen uns den kühlen Wind um die Nase wehen. Herrlich!!!




Nach zweieinhalb wirklich sehr erholsamen Tagen wartet dann noch die nicht ganz so erholsame Tour nach Deutschland auf uns… 1000 Kilometer in neun bis zehn Stunden nach Köln … mein Bruder ist noch ein bisschen skeptisch, ob Emma das auch hinkriegt (er kennt halt Emma noch nicht so gut 😉 ), übernimmt aber das Steuer und wir machen uns auf den weiten Weg. Für Emma sind die anfangs 110 und später sogar 130 erlaubten kmh recht perfekt, uns ist aber wirklich, wirklich bald langweilig … 🙂 die Straßen sind nicht besonders voll, das Wetter herrlich, also alles prima, würde nicht das Navi auch nach mehreren Stunden Fahrt immer noch eine deprimierend hohe Anzahl von verbleibenden Stunden anzeigen 😉

Aber irgendwann sind halt auch zehn Stunden rum, wir finden unser Hotel in Köln überraschend einfach inklusive Parkplatz und machen uns abends noch auf den Weg Richtung Dom, etwas Kölsch und anschließend einen herrlichen Spaziergang über die Deutzer Brücke. Und das alles hilft mir dann schon irgendwie, mit dem Gefühl klar zu kommen, das jetzt ein Teil der Reise schon wieder rum ist… Monatelang hab ich mich auf Schottland gefreut, bin mit Emma dann fast drei Monate durch Schottland und England gekurvt und nun – irgendwie so plötzlich – bin ich wieder hier, nur wenige Kilometer von Bonn entfernt, von wo ich ja Mitte Juni auch aufgebrochen war… schon komisch … Aber traumhaft schön war’s und unfassbar viel hab ich gesehen. Ich glaube, wenn ich bald mal etwas Zeit finde, um all die unzähligen Fotos zu sortieren und mir meinen eigenen Blog noch mal anschau‘, wird das fast nochmal so schön, wie das umherreisen 🙂 Jetzt erstmal freue ich mich, einige Freunde und ehemalige Kollegen in Bonn wieder zu treffen und dann zu meinen Eltern zu fahren. Und Ende September steht dann schon das nächste Highlight an: Lissabon und Madeira mit meinem Vater 🙂 Das wird wohl eher ein Urlaub werden, aber auch darauf freu ich mich schon riesig. Und danach hab ich dann erstmal ein bisschen Zeit, um alles Revue passieren zu lassen…
Der Blog wird weitergeführt – ich fürchte nur, ich werde in Lissabon und auf Madeira nicht ganz so viel zum Schreiben kommen, gebe aber mein Bestes 😉
