Von Märchenschlössern und Menschenschlangen

Irgendwie sind sich ja die meisten Blogs einig, dass man unbedingt auch einen Blick auf das Märchenschloss in Sintra werfen sollte, wenn man schon mal in Lissabon weilt … und ich gebe es zu, bei Märchenschloss bin ich ja schon sofort dabei 😉 Und meinen Vater musste ich nur kurz überreden, denn gleich neben dem Märchenschloss gabs auch noch eine maurische Burgruine, für jeden also was dabei 🙂

Man kann diesen Ausflug auch für reichlich Geld buchen, aber – auch darin waren sich alle Blogs einig – man kann da auch sehr einfach und spontan auf eigene Faust hin. Das sehr kleine Städtchen Sintra liegt eigentlich unmittelbar vor den Toren Lissabons, die Bahn bringt einen in weniger als einer Stunde hin und nachdem man die meiste Zeit aus dem Zugfenster die eher weniger schönen Stadtteile Lissabons gesehen hat, befindet man sich dann mit einem Male in gebirgiger Landschaft. Vor dem Bahnhof warten schon die Touri-Busse und warum auch immer schaffen wir es, einen Platz zu ergattern, denn los fahren diese Busse erst, wenn jeder freie Zentimeter von einem Touristen bevölkert es und die Ähnlichkeiten mit einer Sardinenbüchse nicht mehr von der Hand zu weisen sind… 🙂 Eine Viertelstunde kurvt der Bus um enge und steile Haarnadelkurven, Gegenverkehr ist unschön (im Wesentlichen für den Gegenverkehr, der Bus ist ja größer 😉 ), aber dann sind wir da, am Eingang des Pena Nationalpalastes von Sintra, wie das Märchenschloss richtigerweise heißt 🙂

Schon ganz hübsch, oder?

Ganz ursprünglich war hier ein Kloster, erst im 19. Jahrhundert wurde der heutige Palast auf Wunsch des damaligen Königs von Portugal drum herum gebaut. Die letzten 100 Jahre der portugisischen Königsfamilie kann man hier ein bisschen miterleben, denn 1910 war Schluss damit, die letzte Königin von Portugal musste vor der Revolution nach Brasilien ins Exil fliehen, verbrachte in diesem Schloss aber ihre letzte Nacht auf portugisischem Boden.

In den ersten Innenhof haben wir es schon mal geschafft, jetzt heißt es anstehen und sich dann langsam Richtung nächsten Innenhof schieben…
Diese kräftigen Farben sind schon sehr besonders und Gelb mochte ich ja schon immer 😉

Wir waren ja schon vorgewarnt, dass es wohl voll sein würde, aber wie voll, das hat doch mein Vorstellungsvermögen ein klein wenig gesprengt 😉 Obwohl schon Tickets mit Zeitstempel ausgegeben werden und zum ersten Mal die Ticketkontrolleure auch wirklich darauf achten, stehen wir vom eigentlichen Torbogen bis zum Eingang ins Innere des Schlosses weit über eine halbe Stunde an … in der wunderschönen Herbstsonne Lissabons – die halt aktuell noch Temperaturen von über 30 Grad schafft … Im deutschen Radio kam wohl grade die Nachricht, das es in Portugal gerade viel heißer ist, als sonst üblich um diese Jahreszeit … ja, das haben wir irgendwie schon befürchtet 😉

Und wer jetzt glaubt, das sind viele Menschen … nun ja…

Drinnen im Schloss ist es zwar angenehm kühl, aber unfassbar voll … ganz langsam schiebt sich die Menschenmenge durch den Kreuzgang, man späht einmal kurz in die Räume hinein, schnappt einzelne Gesprächsfetzen der vielen, alle möglichen Sprachen sprechenden Guides auf und schaut auch einfach häufig auf eine kahle Steinwand und wartet…

In diesem wunderschönen Kreuzgang verbringen wir ganz schön viel Zeit und können es gar nicht so richtig genießen … aber gut, wir sind ja ein Teil des Problems 🙂

So schön dieses Schloss auch ist, vom Genießen ist man hier irgendwie leider sehr weit entfernt … und eigentlich recht froh, als das Schild „Exit“ groß über der Türe hängt und man ins Freie kann (und wieder rein in die Hitze) … immer noch viele Menschen hier, aber zumindest kann man mal wieder ganz alleine entscheiden, ob man nun einen Schritt nach links, rechts oder doch sogar nach vorne machen möchte 😉 Herrlich … weil die Sonne nun wirklich mittags prasselt, fliehen wir relativ schnell aus den Innenhöfen und rein in den Park mit seinen riesigen Bäumen – und wie eigentlich überall kann man schon fünf Minuten vom Schloss entfernt wieder ganz gut durchatmen und ist, wenn auch nicht ganz alleine, doch nur mit einer Handvoll Leuten auf großen Waldwegen unterwegs.

Recht anstrengend ist diese kleine Wanderung zum „Gipfelkreuz“, aber der Blick dort herrlich und die Ruhe erst 😉

Vom Ausgang des Parks sind es nur fünf bis zehn Gehminuten zur maurischen Burgruine. Wir laufen auf den Mauern der Burg entlang, aber steil ist das hier … und sonnig… Ziemlich fix und fertig kommen wir oben an einem der Wachtürme an, die Aussicht ist fantastisch, in der Ferne Lissabon und auch noch mal mein Märchenschloss, aber die Hitze hält uns dann doch von weiteren Erkundungstouren ab und wir fahren noch auf ein Eis in die kleine Altstadt von Sintra.

Die Mauern und einige der Wachtürme sind noch erhalten geblieben von der maurischen Burganlage.
Blick aus dem „Fenster“ zum dritten Palast/ Burg der Region, dem Stadtpalast von Sintra, den wir uns heute aber nicht mehr anschauen.
In Sintra ist es jetzt auch nicht gerade leer … oder kühl, aber schön ist es trotzdem 🙂

Ich gebe es ja zu, irgendwie dachten wir, Anfang Oktober würden wir uns schon in der Nebensaison von Portugal befinden, damit lagen wir aber mal so richtig daneben… 🙂 Sehr gut merken wir das auch am nächsten Tag im Stadtteil Belém, bekannt für die hier erfundenden Puddingteilchen, Pasteis de Nata (sehr lecker!!!), ein wahnsinnig schönes Kloster mit Kathedrale und den ehemaligen Wachturm von Belém. Vor dem Kloster stellen wir uns nicht mal mehr an, eine Menschenschlange fast soweit das Auge reicht in der prallen Sonne und vorwärts zu gehen scheint es jetzt auch nicht so richtig … bei der Kathedrale geht es noch, nach einer halben Stunde sind wir drin und schon auch sehr beeindruckt… ich wäre ja auch noch sehr, sehr gerne das Kloster anschauen gegangen, aber einen Hitzeschlag kann ich mir auch woanders holen 😉 muss ich halt nochmal nach Lissabon irgendwann …

Rechts die Kathedrale, links das Kloster… davor Menschen…
Von Weitem siehts noch schöner aus 😉 Belém ist auch für seine vielen Parkanlagen bekannt…
… und dem ehemaligen Wachturm … wir haben lange Zeit, ihn von außen zu bewundern und geben dann auch irgendwann einfach auf, den die Schlange wird zwar länger, bewegt sich aber keinen Meter nach vorn.

Nachmittags fahren wir dann noch mit dem Zug ans Meer, die Strände sind zwar klein und eng, aber das Wasser sehr erfrischend!! Abends sitzen wir dann ganz entspannt in einem kleinen Restaurant in Cascais, einem sehr netten Städtchen. Hier ist zwar immer noch viel los, aber es ist doch ein bisschen ruhiger als in Lissabon (vorallem keine hupenden Autos 😉 )

Das Meer … herrlich erfrischend!

Auf dem Heimweg kommen wir dann noch in den Genuss des Lissabon’schen Schienenersatzverkehrs 🙂 erst denke ich ja, der Routenvorschlag von Google Maps will mich auf den Arm nehmen, aber nein, der Zug hält wirklich eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Ziel in der Lissaboner Altstadt und es heißt aussteigen. Aber dann bin ich schon ziemlich beeindruckt, das läuft hier wie am Schnürchen: wir folgen einfach den Menschenmassen und werden auf dem Vorplatz des kleinen Vorstadtbahnhofs sehr geordnet in Busse verpackt (ja, wieder à la Sardinendose, aber gut). So ganz sicher sind wir uns zwar nicht, ob das der richtige Bus ist, aber wir kommen doch zwanzig Minuten später ziemlich gut an „unserem“ Bahnhof an.

Noch ein letztes Mal gehts die steile Straße zu unserem Appartment an der Barmeile hoch, es gibt noch einen Lissaboner-Abschieds-Mojito und dann sind wir mal gespannt, was uns morgen auf Madeira erwartet … wir hoffen ja wirklich ganz sehr auf eine etwas ruhigere Wohnung und etwas weniger Hitze … aber da sind die Reiseführer sich ja einig, auf Madeira steigen die Temperaturen anscheinend nie auf über 26 Grad … (irgendwo höre ich hier ein lautes Lachen, aber dazu später mehr 😉 )

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