Madeira soll ja ein Wanderparadies sein (angenehme Temperaturen und so… 😉 ) und ist besonders für die Wanderungen an den kleinen Wasserläufen, den Levadas, bekannt. Wir haben vorallem sehr viel Respekt für diejenigen, die diese schmalen Kanäle mal an diesen steilen Felshängen angelegt haben… ursprünglich nicht als Wanderhighlight gedacht, sondern um das viele Regenwasser der Nordseite zur eher trockenen Südseite zu transportieren und so den Bauern die Grundlage für die Bewirtschaftung der Flächen überhaupt zu ermöglichen.
Wir starten unser Levadaabenteuer mit einer Rundwanderung, die gleich zwei Levadas verbindet: die Levada Do Moinho und die Levada Nova. Beide führen entlang eines recht steil zur einen Seite abfallenden Felsen entlang, der Pfad ist nur ca. 40 cm breit, auf einer Seite Abgrund (meist gesichert durch ein entspannt durchhängendes Drahtseil 😉 ), auf der anderen Seite die eigentliche Levada, also ein kleiner Wasserlauf. Kommt jemand entgegen, was relativ häufig vorkommt, wird’s ein bisschen spannender, 40 cm sind jetzt halt nicht besonders breit, aber manchmal kann man noch auf der anderen Seite des Wasserlaufs einen Fuss hinstellen und manchmal an einem für ein paar Meter breiteren Stückchen auf jemanden warten und den vorüber lassen … wir sind zumindest nicht abgestürzt 😉 lässt sich also alles bewerkstelligen. Und der Blick ist einfach nur grandios! Mal Richtung Küste, mal rein ins Tal, einfach nur sehr, sehr schön! Außerdem sind wir relativ früh gestartet und haben fast bis zum Schluss noch häufig Schatten, weil sich die Sonne noch hinter „unserem“ Berg befindet, das ist sehr praktisch, nachmittags ist die komplette Strecke dann wohl in der Sonne …




Bis auf die Stellen, an denen man sich konzentrieren muss, um jemanden vorbei zu lassen und selbst nicht runterzufallen, ist der Weg nicht besonders anstrengend, weil in der Regel sehr gerade (das Wasser kann ja auch nicht mal hoch und wieder runter fließen). Trotzdem bin ich nach den drei Stunden fix und fertig, denn irgendwie bahnt sich bei mir grade so eine Erkältung an 😦 sehr ungünstig, aber sie hat mich einfach nicht um Erlaubnis gefragt… Mein Vater dagegen ist völlig in seinem Element und voller Energie und fragt mich doch tatsächlich am Ende der Tour, ob wir nicht direkt noch eine zweite Levadawanderung anschließen wollen, das sei ja jetzt nicht allzu anstrengend gewesen … 😉
Äh nein … ich brauch erstmal ne Pause.
Als er mir dann aber in der Ferienwohnung eine Stunde später einen Reiseführer unter die Nase hält, der einen Ausflug nicht allzu weit von Funchal entfernt in einem schattigen Tal beschreibt, bin ich aber doch dabei 😉 Die Beschreibung enthält im Wesentlichen die Begriffe „gemütlich“, „erholsam“ und spricht auch noch von einem Restaurant mit hauseigenen Forellen und einem sehr gemächlichen Wanderweg zu einem unglaublich schönen Aussichtspunkt… was will man mehr?
Und dieser Aussichtspunkt ist wirklich unfassbar schön (ich habe ihn bereits in meinen Top 5 der grandiosesten Ausblicke EVER einsortiert 😉 ) Zuallererst mal ist der Wanderweg ein breiter schattiger Waldweg, der wieder entlang eines kleinen Wasserlaufs führt – und obwohl man praktisch fast keinen einzigen Höhenmeter zurücklegt, steht man plötzlich auf dieser grandiosen Aussichtsplattform ähnlich eines Balkons (so heißt das auch) und guckt mitten rein in die grünen Berge …

Auf dem Weg dahin haben wir irgendwann gescherzt, dass es jetzt wirklich schön wäre, wenn hier mal ein kleines Bistro am Wegesrand liegen würde (das große Forellenrestaurant hatte uns nicht so sehr umgehauen) und stehen zehn Minuten später tatsächlich vor einem am steilen Berghang gebauten Mini-Restaurant, ebenfalls mit frischen Forellen auf der Karte. Hier machen wir auf dem Rückweg noch halt und essen mit traumhaftem Blick eine traumhaft leckere Forelle.

Auf Madeira hole ich ja nun nicht nur die Sommerhitze nach, die mir im Sommer fehlte, sondern dummerweise auch noch eine eher unschöne Seite des Sommers … angeblich gibt es auf Madeira ja fast keine Mücken, aber irgendwie finden alle die, die es wohl doch gibt, mich. Traumhaft. Ich zur Snackbar degradiert 😉 Normalerweile werde ich nicht allzu häufig gestochen und wenn, dann reagiert mein Körper da sehr cool drauf … nicht so bei der „Madeiramücke“. Als ich nach drei Tagen mal Mückenstiche zähle, komme ich auf 50 (!) und irgendwie reagiere ich recht allergisch drauf und jeder einzelne Stich ist so Euromünzstück groß und rot … das sieht vielleicht aus (und juckt) … da tue ich mir schon ein bisschen selber leid …
Aber genug gejammert, weiter geht’s mit der Inselerkundung: Die kommenden Tage wandern wir munter weiter an Levadas entlang (die sind wirklich sehr abwechslungsreich), gehen einmal abends noch bei brütender Hitze ein Stückchen entlang der östlichen Landzunge von Madeira wandern und versuchen gegen Abend immer noch irgendwo am Wasser Halt zu machen und etwas Abkühlung zu bekommen … wobei mir die „Strände“ hier tendenziell wirklich ein bisschen zu voll sind und die Wellen manchmal ein bisschen zu hoch…


Am vorletzten Tag bequatsche ich meinen Vater noch zu einer „Bergbesteigung“ – wir wollen (also ich will 😉 ) auf den höchsten Berg der Insel, den Pico Ruivo (1.861 m). Erstmal fahren wir eine gefühlte Ewigkeit im Auto Serpentinenstraßen … immer im Blick die Resttankanzeige 😉 die war morgens noch bei guten 200 km und nähert sich nun in großen Schritten (und nach nur 50 gefahrenen Kilometern) der 0 … hätten wir vielleicht doch mal direkt getankt… ? Aber wir schaffen es noch auf den riesigen Parkplatz und starten zwar nicht besonders früh, aber noch geradeso (hitzetechnisch) früh genug. Es sind tatsächlich mal angenehme 25 Grad hier oben. Der Weg ist angenehm zu laufen, gepflastert und mit schönem Blick, aber doch irgendwie länger als angenommen… irgendwann wirds dann auch steiler und voller (wir haben uns für den kürzesten Weg entschieden, zwei andere längere Wege biegen aber irgendwann auf unseren mit ein). Bis wir oben ankommen, verfluche ich mich schon von Zeit zu Zeit … warum ich unbedingt trotz Erkältung auf diesen Berg steigen wollte … aber der Blick entschädigt!!!



Zwei meiner Highlights von Madeira muss ich noch erwähnen (auch wenn dieser Blogartikel dann wieder ganz schön lang wird…): Einmal, die Hochebene Paul da Serra. Steht irgendwie nicht unter den Top 10 im Reiseführer, würde ich aber jedem empfehlen… jahrhundertealte Lorbeerbäume auf einer Hochebene, auf der gemütlich Rinder grasen und sich die Touristen herrlich verteilen, weil es so viel Platz gibt. Unfassbar schöne Ausblicke runter an die Küste und einfach diese herrliche Ruhe, die diese zum Teil uralten Bäume ausstrahlen (manche gab es wohl schon als die Insel entdeckt wurde!). Nur meine Mutter war später ein bisschen enttäuscht, weil wir keine Lorbeerblätter mit nach Hause gebracht haben … das haben wir irgendwie vergessen …


Und Highlight Nummer 2: eine Wal- und Delfinbeobachtungstour auf einem Catamaran vor Funchal. Klar, das ist ganz schön touristisch, aber es war sooo schön… erstmal im Schatten auf dem Boot sitzen und sich die Luft um die Nase wehen lassen und dann haben wir auch noch richtig viele Wale und Delfine gesehen und die haben sich von uns auch überhaupt nicht stören gelassen… wahnsinnig faszinierend, nur die Fotos sind leider nix geworden. Dabei stand ich schon die Hälfte der Zeit recht wagemutig mit meinem Handy irgendwo und hab gehofft, dass es mir nicht gleich aus der Hand ins Wasser flutscht 😉

Madeira war wirklich wunderschön, vielleicht ein bisschen zu warm (ok, streichen wir das vielleicht) für jemanden mit einer Wohlfühltemperatur zwischen 18 und 25 Grad. Ich hätte auch gut und gerne auf die am Ende circa 70 Mückenstiche und die fette Erkältung verzichten können … Hustenreiz im Flugzeug ist aber wirklich auch gar nicht schön… aber gut, kann man nix machen … die Insel war auf jeden Fall eine Reise wert – danke Papa für die Idee 😉 .
