Zugfahrt nach Athen, Etappe 2: Innsbruck – Wien

So, ich hoffe, ihr habt’s euch gemütlich gemacht, euch einen bequemen Sessel gesucht und ein bisschen Zeit mitgebracht, denn ich glaube, dieser Blogeintrag wird länger … denn in Wien gefällt es mir ausgesprochen gut! Wien ist toll, grandios, wunderschön und haut mich ganz schön um (auch preislich übrigens 😉 )

Los gehts mit einer entspannten, unaufgeregten Fahrt im durchgehenden Zug nach Wien. Ich habe mir aus Bequemlichkeit eine Sitzplatzreservierung gebucht und beglückwünsche mich doch ziemlich schnell dazu, denn der Zug ist richtig, richtig voll … in Österreich gibt es wohl anstatt des 49 Euro Tickets ein 1000 Euro Ticket, gültig für alle Züge und ein Jahr lang – seitdem fahren, erzählt mir meine Gastgeberin in Wien später, deutlich mehr Menschen mit dem Zug durch Österreich und die Züge sind voller geworden.

Es geht los, auf zur zweiten Etappe und rein in Österreichs Hauptstadt Wien!
Selfies im Zug werden ja immer ganz schön toll … 😉

Wir sind mal wieder sehr pünktlich unterwegs und ich bin schon recht beeindruckt von der ÖBB, höre dann aber ein Telefonat zwei Plätze weiter und den Satz, ‚Stell dir vor, wir sind heute mal pünktlich!‘ Also doch überall dasselbe 😉 Insgesamt vier Stunden später sind wir dann auch in Wien.

Wieder hatte ich mir kurz die Hostels angeschaut, wieder bin ich über einen Bettwanzenkommentar gestolpert und wieder hab ich das als perfekte Ausrede genutzt und ein Airbnb Zimmer gebucht. 😃 Vielleicht bin ich doch einfach zu alt fürs Hostelleben 😉

Mein Zimmer liegt in einem richtig schönen Wiener Altbau etwas außerhalb, aber doch gut angebunden. Es hat die perfekte Größe, ein gemütliches Bett und überall in der großen, schönen Wohnung sind deckenhohe Bücherregale mit einer ziemlich perfekten Auswahl an Büchern – man merkt es vielleicht schon, ich fühle mich hier auf Anhieb wohl und könnte die Tage auch ganz entspannt schmökernd verbringen, aber dann wärs halt um dieses Wien ein bisschen schade… 😉 Dazu kommt eine äußert sympathische Gastgeberin, mit der ich mich regelmäßig verquatsche – also ein perfektes Airbnb Erlebnis, ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl 🙂

Ich merke auch grade, dass ich ganz gut Werbung für Airbnb machen könnte … 😃 nur leider mach ich das hier gratis 😉 aber trotz der mittlerweile wirklich übermäßig hohen Servicegebühr finde ich einfach das Konzept wirklich schön … aber jetzt mal wieder zurück zum eigentlichen Thema: Wien 😉

Drei Tage habe ich hier eingeplant und muss sagen, drei Wochen wären vielleicht auch nicht schlecht gewesen 😉 mein vielleicht größter Schock am Anfang: Wien ist auch Mitte November noch richtig voll – ich bummle so gemütlich und ganz leicht naiv vormittags gegen 10 zum Schloss Schönbrunn (dem Sisi-Schloss) und denke mir so, da werden die sich freuen, das auch im November jemand ihr Schloss besichtigen will – aber ha!, das haben sich auch tausend andere Leute gedacht und ich muss nach Ticketkauf nochmal 90 Minuten warten bis ich dann ins Schloss darf. Verrückt… Aber der Wettergott hat richtig gute Laune, bei wirklich strahlend blauem Himmel schlendere ich durch den Schlosspark – hier sind anscheinend nicht nur Touris unterwegs, sondern auch viele Wiener und vor allem viele joggende Wiener. Der Park ist herrlich und ich kann den herbstlichen Spaziergang in vollen Zügen genießen.

Das Schloss später ist auch wirklich großartig, ich lerne noch ein bisschen was über den Kaiser Franz Josef und die Kaiserin Elisabeth und ich gebe es gerne zu, mein bisheriges Wissen kam im Wesentlichen aus der Sissi – Trilogie 😉 Die herrschaftlichen Räume sind äußert prunkvoll, das vielleicht kargste Zimmer von allen ist das des Kaisers – der wohl ab morgens um fünf bereits an seinem Schreibtisch saß und auch bis abends nicht wirklich davon loskam, während Sisi sich noch am längsten am Schmink- bzw. Toilettentisch aufhielt und Schönheitspflege betrieb – wenn sie sich denn überhaupt mal hier im Schloss und überhaupt in Wien aufhielt, am liebsten war sie nämlich auf Reisen lerne ich … Auch um dem strikten Hofzeremoniell und ihrer Schwiegermutter aus dem Weg zu gehen 😉 (zumindest da entsprechen die Filme ja mal der Wirklichkeit, ansonsten kann ich da nicht viel Ähnlichkeiten erkennen).

Hier mal ein paar Impressionen vom Schloss:

Schloß Schönbrunn, Foto 1 von 1000 😃
Viele Menschen im Park, auch dabei: jede Menge Einheimische
Herbstwetter vom Feinsten
Die Gloriette, ich bin ja schon ein bisschen stolz auf dieses Spiegelfoto 😉
… und musste herzhaft lachen … Schlittenfahren mit Blick nach Schönbrunn ist hier also verboten …

Grundsätzlich sehr hilfreich zu Beginn einer Städtetour finde ich ja immer eine Stadtführung. Mein Favorit sind Free Walking Tours, natürlich sind die auch nicht „free“, sondern Trinkgeldbasiert, aber bisher war noch jede richtig informativ und auch meist sehr unterhaltsam. Die Gruppe ist in Wien jetzt nicht ganz so proaktiv und unterhaltsam, sondern bummelt eher mal so mit, der Guide macht seinen Job aber super und erklärt und erzählt und führt uns durch den ersten Bezirk, also vorbei an Oper, Hofburg, Stephansdom und zum Schluss zur Ankeruhr. Diese Ankeruhr ist eine riesige öffentliche Spieluhr, die schon so sehr aufwendig und schön zu bestaunen ist – zu jeder Stunde wird eine andere Figur mit historischem Wiener Bezug gezeigt, aber immer mittags um 12 Uhr ziehen alle zwölf Figuren vorbei, begleitet von klassischer passender Musik (Beispielsweise Kaiserin Maria Theresia zu einem Menuett von Mozart). Unsere Stadtführung endet ganz pünktlich zum zwölften Glockenschlag an dieser Uhr- wobei man dazu sagen muss, dass die Uhr so falsch geht, das der zwölfte Glockenschlag aktuell um circa 10 Minuten nach mittags um eins schlägt… sehr verrückt 🙂

Die Ankeruhr … zwar sehr unpünktlich, aber schön … (und damit erfüllt sie ja genau die Ansprüche, die man an eine Uhr so hat 😉)

Eines meiner Highlights sowohl von Wien, als auch von der Stadtführung: das Opernhaus. Ich finde es ja wunder-, wunderschön, aber, so erzählt es unser Guide, das Empfinden haben wohl die damaligen Bürger Wiens und auch der Kaiser beim Bau so gar nicht geteilt. Anfangs wurde das Gebäude wohl regelrecht verspottet und einer der beiden Architekten brachte sich noch vor Fertigstellung – gerüchteweise auch deswegen – um… (der andere Architekt erlebte die Einweihung allerdings auch nicht mehr, er starb aber wohl eines natürlichen Todes). Unser Guide erzählt das sehr unterhaltsam und als ich später am Tag noch eine Führung durch die Oper mache, wird diese Geschichte mit keinem Wort erwähnt 😉 Herrlich, wenn man das so vergleichen kann … Ansonsten ist auch diese Führung toll und das Opernhaus wirklich traumhaft schön, sodass ich es schon leicht bereue, nicht doch noch ein paar schöne Klamotten im Rucksack verstaut oder zumindest ein Paar schöne Schuhe dabei zu haben, aber egal, dann kommt das auf die Liste für den nächsten Wien-Besuch (die eh schon wieder recht lang ist).

Traumhaft schönes Opernhaus von innen… hier möchte ich nächstes Mal auf jeden Fall ein Ballet oder eine Oper sehen, also vielleicht eher ein Ballet 😉 (Musicals werden da leider nicht gespielt, nur die ganz klassischen Stücke…)

In Wien werden auch schon die Weihnachtsmärkte aufgebaut und am Stephansdom ist tatsächlich der erste Markt schon geöffnet – quasi eine Touristenfalle vom Feinsten 😉 Der Glühwein kostet hier 5,40 Euro, das find ich schon ein bisschen überteuert und widerstehe ganz heroisch 😃 außerdem gibt es allerlei Süßkram und Handwerkszeug und an der Bude mit „Tiroler Schnitzereien“ auch bunte schöne Handwerkskunst aus dem Erzgebirge 😉

Viel zu schnell geht die Zeit in Wien um, ich verlasse meist morgens gegen 10 das Haus und komme abends zwischen 18 und 19 Uhr wieder „heim“, völlig erledigt und bis oben hin vollgestopft mit neuen Eindrücken, einer besser als der andere …

Am dritten und letzten Wien-Tag reiht sich irgendwie auch nochmal ein Highlight an das andere: Es geht schon Vormittags los, sozusagen mit Highlight Nummer 1: Freunde haben mir einen Gutschein für das Café Gloriette im Schlosspark Schönbrunn geschenkt und weil es am Sonntag hier so unglaublich voll war, hatte ich den Besuch nochmal vertagt. An einem Dienstagvormittag ist hier noch nicht so viel los und ich genieße nicht nur einen Einspänner (ein Cappuccino mit Schlagsahne, so lecker!), sondern auch mein allererstes Stück Sachertorte ever… hatte ich tatsächlich noch nie gegessen, wollte ich mir immer für einen Wien Besuch aufheben. Köstlich kann ich nur sagen 😉 sehr sehr köstlich … (danke an Sylvie und Frank! 😊)

Sachertorte vom Allerfeinsten! Mmh…

Highlight Nummer 2 schließt sich direkt an und ich schlendere nur wenig später durch die Kunstausstellung im Schloss Belvedere. Vom Mittelalter bis in die Moderne ist hier alles ausgestellt und das in Räumen, die auch ohne Kunst schon einen Besuch wert wären … manchmal starre ich einfach nur beeindruckt an die Decke und bewundere die Malereien, bevor ich mich wieder der Kunst an den Wänden zuwende. Einfach alles traumhaft schön. Meine lieben Mitmenschen amüsieren mich auch von Zeit zu Zeit, manche machen tatsächlich von jedem einzelnen Bild ein Foto… So ganz hab ich den Sinn davon noch nicht verstanden bei Kunstwerken, aber gut, vielleicht sollte ich selber mit einem Handy, das mir seit geraumer Zeit signalisiert, dass der Speicher voll ist von lauter Fotos ganz ruhig sein 😉 aber ich find es doch schöner, sich die Bilder in Ruhe anzuschauen, heute an Tag 3 auch am allerliebsten sitzend und nicht mehr stehend, weil mein Rücken … naja, ich werde nicht jünger 😉

Schloß Belvedere, hier befindet sich mittlerweile ein tolles Kunstmuseum
… wobei, auch ohne Kunstwerke von Gustav Klimt und Co. wäre das Schloss einen Besuch wert ….

Auch der Schlosspark ist wunderschön, nur die zweite Kunstausstellung im Unteren Belvedere ein bisschen zu abgehoben für mich Kunstbanausen 😉 aber gut, der Horizont wird erweitert …

Blick aufs Schloss vom Park aus

Ein ganz grundsätzliches Highlight muss ich mal noch erwähnen: das Wetter… ich gebe es ja zu, bisher war es wirklich schwierig, es mir recht zu machen, mal war’s mir zu nass und zu kalt und mal zu heiss und zu trocken – aber jetzt hier, erst in Innsbruck und jetzt in Wien ist das Wetter einfach nur grandios perfekt. Es ist November und die Sonne scheint, manchmal kann man gucken wohin man will, es ist einfach kein einziges Wölkchen am Himmel zu entdecken und der Schirm langweilt sich an zwei von drei Tagen in Wien ganz außerordentlich… und das im November … im doch nasskalten und grauen November!! Ich bin sehr begeistert!

Es geht weiter am Highlight-Tag: ich gehe sehr, sehr lecker am Naschmarkt essen … Das gönn ich mir jetzt einfach mal, nachdem ich grade kurz noch eigentlich nicht ganz gewollt 7 Euro in kandierte Nüsse investiert hab. Aber was macht man auch, wenn einem jemand die Kelle mit der Nuss direkt vor die Nase hält und einen bittet zu probieren? Gut erzogen probiert man höflich, sagt, es schmeckt ganz hervorragend, probiert noch eine Nuss und hört sich plötzlich sagen, ‚Ja eine kleine Tüte nehm ich gerne‘ …. Ojeojeoje Ich weiß nicht, welche Größe die große Tüte haben soll, aber die kleine ist nicht klein … ich sage ziemlich schnell Stopp, ernte ein Stirnrunzeln und zahle trotzdem 7 Euro … Die gute Frau meinte vorhin noch, zwei Nüsse am Tag wären sehr gesund … wenn ich das so überschlage, müsste ich bis ins neue Jahr sehr gesund mit kandierten Nüssen versorgt sein … 😃 Ab dann laufe ich jedenfalls relativ zügig durch die Gänge und schlage sämtliche Angebote, Käse, Süßigkeiten und nochmal Nüsse zu probieren, aus … Sorry, liebe Verkäufer …

Bald darauf sitze ich ganz gemütlich in einem kleinen Restaurant und nippe entspannt am sehr leckerem Rotwein, während ich aufs Essen warte, das genauso lecker ist, wie mir Freunde versichert hatten 🙂 Ich geh ja nicht so gerne alleine ins Restaurant essen, irgendwie finde ich das immer ein bisschen komisch, aber heute passt das einfach sehr gut rein in diesen überaus perfekten Tag und da es noch nicht so spät und das Restaurant nicht so voll ist, fühl ich mich ziemlich wohl dabei.

Es ist zwar mittlerweile dunkel, aber ein Highlight hab ich mir bis ganz zum Schluss aufgehoben, einmal auf dem Prater Riesenrad fahren. Ich hatte kurz Sorge wegen manchmal leichter Höhenangst, aber da guckte mich meine Vermieterin nur an und meinte, das wären quasi Eisenbahnwagons, da bräuchte man also wirklich gar keine Angst haben 😉 Recht hatte sie, es war nämlich sehr grandios so abends über die beleuchtete Stadt zu schweben …

Das Riesenrad am Prater bei Nacht (um 18.30 Uhr 😉)
Blick auf Wien und die „Eisenbahnwagen“

Und dann kommt der Heimweg, der nochmal als Abschluss sozusagen über den Stephansplatz führt. Jetzt gönne ich mir doch mal einen dieser überteuerten Glühweine und bummle noch herrlich gemütlich bei leicht einsetzendem Nieselregen über den Markt…

Stephansdom erleuchtet
Überteuerter Glühwein 😉

Und dann gehts weiter und ein kleines bisschen nervös bin ich ja schon, ab jetzt gehts in für mich noch unbekannte Länder, Österreich mit seiner deutschen Sprache war ja schon noch herrlich heimatlich 😉 aber Wien, ich komme auf jeden Fall noch mal wieder … Bis bald 👋

Ach, ein Highlight muss ich noch erwähnen … meine liebe Vermieterin, übrigens aus dem schönen Sauerland, hatte doch tatsächlich Christstollen gebacken, als ich dort war und hat mir als Abschiedsgeschenk einen ganz kleinen mitgegeben, so lieb! Nicht das ich dafür in meinem sparsamen Gepäck Platz hätte, aber ich freue mich jetzt schon auf den 1. Dezember, wenn ich ihn anschneiden darf 😃

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