Ich muss sagen, ich habe mir schon ein bisschen auf die Schulter geklopft, als ich dieses unglaublich günstige Zugfahrticket von Zagreb nach Split gebucht habe. 13 Euro für sechs Stunden Fahrt! Das ist jede Menge Zugabenteuer für wirklich wenig Geld 😉 Haha … mir wird so einiges klar, als der Zug im Bahnhof einrollt … ich werde sechs Stunden in einem Regionalzug verbringen … klar, dass das so günstig war. Sogar die Schaffnerin guckt mein Ticket an und fragt mich leicht ungläubig, ob ich wirklich bis nach Split mitfahren möchte… ja will ich 😉
Es kommt mir auch alles merkwürdig bekannt vor, dieser Zug sieht von außen, aber auch von innen genau so aus, wie unsere Regionalzüge in Deutschland, sogar das Stoffmuster passt 1:1. Als ich meiner Mutter später ein Foto davon schicke, fragt sie mich, ob ich auch wirklich sicher wäre, im Ausland unterwegs zu sein 😃 … aber tatsächlich muss ich sagen, ist es überraschend bequem und wirklich tadellos sauber. Nach eher sieben als sechs Stunden Fahrt freue mich schon, als wir in den Bahnhof einfahren, aber es war nie unbequem – kein Vergleich zum Beispiel mit diesem ÖBB Museumszug ganz am Anfang 😉 Und nun bin ich am Meer in Split! Es war nur ein bisschen schade, das ich so überhaupt nichts von der Landschaft mitbekommen habe, ich glaube nämlich, die war ziemlich abwechslungsreich und schön, aber nach einer Stunde ist es einfach stockdunkel gewesen… Nun ja, der Nachteil der Wintersaison.

Am liebsten wäre ich ja direkt bis nach Dubrovnik gefahren, habe aber die Strecke und auch den Schienenausbau etwas unterschätzt. Ab hier geht es erstmal nur mit Bussen weiter, erst in Montenegro gibts dann wieder eine Bahnfahrt (denke ich …).
Split ist eigentlich wirklich schön – eigentlich, weil mir hier so ganz langsam klar wird, das mein Plan, mit dem Zug nach Athen zu fahren, einen großen Haken hat: es gibt hier in den Balkanstaaten fast keine Bahnstrecken mehr … es gibt allerdings immer noch viele Bahn-Fan-Info-Seiten, die sehr viele, wohl veraltete, Informationen teilen und ich vorab wohl nicht allzu gründlich recherchiert habe 😉 guckt man bei der Nationalen Bahnbetreiberseite nach (sofern man sie findet und lesen kann), gibt es plötzlich eher eine gähnende Leere, was Zugverbindungen angeht. Anscheinend war wohl spätestens die Corona-Pandemie Auslöser für die Stilllegung von vielen Strecken und die übrig gebliebenen vereinzelt noch existenten Strecken werden nur noch im Sommerhalbjahr betrieben. Meine schöne Bahnverbindung von Bar in Montenegro nach Belgrad gibt es zwar noch, im Winter fährt sie aber nur nachts … aber wer möchte denn Bitteschön die beeindruckendste Zugstrecke Europas nachts im Dunkeln fahren??? Und schlafen, während man über schwindelerregende Brücken fährt?
Also beginne ich in Split, nach Alternativen zu suchen. In den Balkanstaaten ist das übliche Nah- und Fernverkehrsmittel der Bus. Na gut. Ich fahre zwar lieber Bahn, aber während meiner Reise durch Südamerika vor ein paar Jahren habe ich mich schon an lange Busfahrten gewöhnt, die wirklich immer richtig gut liefen. Wird schon. Und dann lese ich die Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Reisender … Es klingt irgendwie nicht so erfreulich. Unfreundliche Busfahrer, kann ich mit leben; Busfahrer, die durchgehend im Bus rauchen während der Fahrt – jetzt nicht meins, aber was soll’s. Riskante Fahrweise … dreckiger Bus … dreckige beziehungsweise häufig überhaupt nicht benutzbare Toiletten und keine Stopps auf acht-/ neunstündigen Fahrten … äh nö, danke. Ich brauche ja wenig Luxus, aber das klingt irgendwie nach ganz schön wenig Spaß. Und so bastel ich mir, während ich auf einer Parkbank sitze mit Blick aufs Meer (es könnte schlimmer sein, ich weiß) doch recht mühsam eine neue Route mit Bussen, aber maximal vier Stunden Fahrtzeit 😉 Irgendwie muss ich bis nach Griechenland kommen, denn da gibt es wieder Züge 🙂
Ein kleiner Einschub an dieser Stelle, falls doch mal jemand auf diese Seite gerät, der so eine Reise plant und jetzt Angst vor allen Bussen in den Balkanstaaten hat 🙂 im Rückblick (denn klar, mittlerweile bin ich schon etwas weiter gereist), waren alle meine Buserfahrungen deutlich positiver als erst befürchtet – die Busfahrer haben sich jetzt zwar nicht an Charme überboten, waren aber auch nicht unfreundlich. Ich habe mich immer sicher gefühlt und dreckig war’s auch nicht. Auf den allermeisten Fahrten haben wir sogar eine Pause eingelegt. Also alles gut gewesen, ich bin aber trotzdem froh, nur maximal vier Stunden unterwegs gewesen zu sein … so war ich irgendwie immer ein bisschen auf der sicheren Seite. Aber das weiß man ja vorher nicht 😉
Ich muss also sagen, viel Zeit von den anderthalb Tagen Split habe ich daher am Handy verbracht und habe Busfahrpläne durchforstet und umgeplant. Serbien und Bulgarien sind auf später mal verschoben worden (für Sofia war aber auch gerade Schneefall angesagt, da hab ich es mit Blick auf meine Sommer-/ Herbstwanderschuhe ein wenig mit der Angst zu tun gekriegt 😉 ), dafür sind Albanien und Nordmazedonien in die Route geraten … aber ein bisschen was hab ich natürlich auch von Split gesehen 🙂

Wahnsinnig beeindruckend ist in Split, dass mitten in der Stadt die Überreste des Diokletianspalasts Teil der Altstadt sind. Hin und wieder spaziert man an Ruinen vorbei, aber eigentlich ist die halbe Altstadt irgendwie in diesen Palast integriert worden, also viele Ruinen gibt es gar nicht.



Irgendwann stand ich vor einem kleinen Museum, dem Ethnografischen Museum mit Ausstellungen zu traditioneller Kultur, Handwerk und Trachten der Dalmatinischen Küste. Das alleine war schon schön, man kam von hier aber auch auf eine Terrasse mit tollem Blick über Split … und ich hatte die ganze Terrasse und den strahlenden Sonnenschein ganz für mich alleine …

Und jetzt gehts weiter nach Dubrovnik… mit dem Bus … na, ich bin gespannt 😉