Zugfahrt nach Athen, Etappe 9: Tirana – Ohrid

Durch Zufall bin über einen Ort namens „Ohrid“ in Nordmazedonien gestolpert. Ich wollte nicht direkt von Tirana nach Thessaloniki in Griechenland fahren, dass wäre zwar möglich, aber eine ganz schön lange Fahrt gewesen, 11 Stunden. Aber als ich mir die Strecke auf der Karte angeschaut habe, war da plötzlich dieser kleine rote Punkt namens Ohrid und einmal gegoogelt stelle ich fest, dieses Städtchen liegt an einem riesigen See und die Bilder sehen toll aus! Also auf nach Ohrid!

Von Tirana gibt es Direktverbindungen, es dauert sogar nur an die drei Stunden. Von Ohrid finde ich dann zwar keine online zu buchenden Routen mehr, aber da es dort einen Busbahnhof gibt, wird es ja wohl auch noch andere Busse geben. Mein Ziel nach Ohrid wird Bitola sein, das liegt dann schon an der Grenze zu Griechenland und von dort aus wird es wohl quasi ein Spaziergang nach Athen 😉 Spoiler: wird es nicht 😀

Die Busfahrt nach Ohrid ist die bis dahin unterhaltsamste… es ist nur ein ganz kleiner Bus, anfangs sitzen nur ein anderer Mann (ein Nordmazedonier) und ich im Bus, kurz vor knapp kommen noch zwei weitere dazu (ein sehr kommunikativer Texaner und ein Schweizer) und fünf Minuten nach offizieller Abfahrtszeit sprinten noch vier Leute (drei Polen und ein Brite) in unsere Richtung und springen in den Bus. Dank des sehr kommunikativen Texaners kommen wir auch sehr schnell alle ins Gespräch 😀 – sonst hätte ich bis heute keine Ahnung, woher alle kommen 😉 Es ist eine recht lustige Fahrt, bis auf den Mazedonier machen wir alle Interrail, reisen also mit der Bahn und in den Balkanstaaten eher in Bussen durch Europa. An der Grenze, die mitten in den Bergen liegt, sammelt der Busfahrer wieder unsere Pässe ein und dann ist wieder fröhliches Verteilen im Bus angesagt. Die Landschaft ist auch auf dieser Fahrt wirklich toll, traumhafte Ausblicke auf Berge und nach der Grenze dann auch auf den Ohridsee.

Nordmazedonien ist ganz schön beeindruckend

In Ohrid dann trennen sich unsere Wege, ich mache mich auf in mein kleines Apartment, dass tatsächlich einen Balkon mit Blick direkt auf den See hat – so herrlich!! Außerdem hat die Wohnung ein rosa farbenes Himmelbett 🤣 – ich bin kurz ein wenig sprachlos … auf den Bildern im Internet waren Fotos von insgesamt drei verschiedenen Wohnungen, das Himmelbett hatte ich irgendwie nicht in Erinnerung 😉

Am nächsten Tag (nach einer erholsamen Nacht im Himmelbett natürlich) erkunde ich Ohrid. Die Stadt hat eine sehr bewegte und weit reichende Geschichte und verfügt über atemberaubend schöne über 1000 Jahre alte Kirchen, eine Festung oberhalb der Stadt mit traumhaften Rundumblick und um ein weit über 2000 Jahre altes Antikes Theater. Die Stadt ist so klein, das ich ein paar Mitreisende von gestern wieder treffe 😃 Es macht Spaß, zur Abwechslung mal Teile der Stadt gemeinsam zu erkunden.

Am Fuß des Ohridsee
Ich habe einen neuen Freund gefunden 😉 Kaum bin ich in der Altstadt angekommen, werde ich meinen Schatten nicht mehr los …
In Ohrid gibt es tausend Jahre alte Kirchen, sie sind wunderschön restauriert worden und wirklich sehr beeindruckend …
Ein klitzekleines bisschen mühsam ist der Weg schon, aber Blick von der alten Festung ist traumhaft
Und noch eine Kirche … – diese Basilika ist die heiligste Kirche der Region und auch von innen wunderschön restauriert worden…

Nach jeder Menge Sightseeing mache ich noch einen Abstecher und spaziere ein bisschen durch einen am Fuße der Festung liegenden Wald und dann lange entlang des Sees – es gibt hier sogar wilde Strände, herrlich ist das und zur Abwechslung mal unglaublich ruhig und friedlich! Kein Auto weit und breit und erst recht kein Herumgehupe wie in Tirana 😉 Nur der Wind wird immer stärker …

Ein bisschen Ruhe und Natur tanken

Zum Schluss stehe ich wieder an einer ganz kleinen und alten Kirche direkt mit Blick aufs den See! Es ist so schön hier und ich bin ziemlich froh, dieses kleine Juwel entdeckt zu haben.

Direkt am See liegt diese kleine Kirche …
… auch hier hat man wieder einen herrlichen Blick

Und noch ein Highlight wartet in Ohrid auf mich: heute ist der 1. Dezember und meine liebe Gastgeberin in Wien hatte mir ja einen kleinen Stollen geschenkt, den ich heute endlich anschneiden darf, nachdem ich ihn durch gefühlt halb Europa getragen und immer noch in meinen eh schon vollen Rucksack zum Schluss oben rein gestopft habe (vorsichtiges Stopfen versteht sich 😉). Und er schmeckt gut 😊 Mit Blick auf den Ohridsee und einer Tasse Tee ein Genuss. Es fühlt sich verrückt an, das heute quasi die Vorweihnachtszeit beginnt und es hier zwar nicht direkt warm, aber auch nicht weihnachtlich kalt ist … wobei, wenn ich die Bilder aus Deutschland mit all dem Schneechaos sehe, bin ich ganz gerne hier 😉

Auch ziemlich verrückt: als mein Gastgeber mich anfangs gefragt hatte, woher ich in Deutschland komme, habe ich einfach mal Süddeutschland und „zwischen Stuttgart und München“ gesagt, damit können immer viele noch was anfangen (oder nicken zumindest eifrig mit dem Kopf 😉) – mein Vermieter meint daraufhin aber nur, das er im Sommer in Friedrichshafen am Bodensee gewesen ist, ob das in der Nähe wäre? Wie witzig, das ist ja dann doch schon sehr sah … und es stellt sich heraus, dass es tatsächlich Direktflüge von Ohrid nach Memmingen (im Allgäu) gibt. Auch Memmingen ist nur eine Autostunde von zuhause entfernt … verrückt und schon ein bisschen peinlich, dass ich bis dahin noch nicht mal was von Ohrid gehört hatte … Reisen bildet halt doch 😉

Hinterlasse einen Kommentar