Mitten in Schweden

Gut, das ich noch meinen Beifahrersitz leer- und aufgeräumt habe, bevor ich zum Flughafen gefahren bin, denn (und so hatte ich mir das schon gedacht), das wird für die nächsten Tage mein Platz – mein Bruder fährt lieber selber 😉 Darf er gerne, so kann mich entspannt zurücklehnen und die Landschaft genießen.

Wir haben eine kleine Ferienwohnung in einem typisch roten Schwedenhaus gemietet. Eigentlich wollten wir in einem (großzügigen) Umkreis von Stockholm bleiben, aber da ist das Angebot – drei Tage im Voraus wohlgemerkt – so begrenzt, das wir den Suchradius langsam immer weiter ausgeweitet haben – bis wir mitten in Dalarna, also wirklich mitten in Schweden, fast vier Stunden vom Flughafen entfernt, eine kleine Wohnung finden, die uns gefällt … und bei der Buchung sind vier Stunden entspannte Autofahrt durch tiefe Wälder gar nicht so wild 😉

Wir machen uns also vom Flughafen auf den Weg in Richtung Nordwesten und ich weihe meinen Bruder erstmal in die Sache mit den Blitzern in Schweden ein, denn das ist so: Fast jedem, dem man erzählt, das man in Schweden (oder Norwegen) unterwegs sein wird, der freut sich erstmal für einen mit („Oh, wie schön!“ / „Da war ich auch schon mal, wunderschön!“/ „Da wollte ich auch schon immer mal hin!“), um dann direkt auf Thema Nummer zwei zu kommen: „Aber, oh die Blitzer, das wird richtig teuer, wenn du da geblitzt wirst!!!“ 🙂 Nun ja, das ist sicherlich korrekt, WENN man geblitzt wird, dann wird es richtig teuer… Aber die Schweden (und übrigens auch die Norweger) halten es mit den Blitzern etwas anders, als die Deutschen. Die werden nicht hinter Hecken, Kurven und in Autos versteckt, sondern die stehen frei am Straßenrand und werden ausnahmslos angekündigt: Auf einem Schild mit der Maximalgeschwindigkeit ist direkt darunter ein blaues „Blitzerschild“ angebracht und hundert bis maximal so fünfhundert Meter weiter steht dann der Blitzer. Grandios 😉 Man weiß also nicht nur genau, wie schnell man fahren darf, sondern auch noch, das gleich die Kontrolle erfolgt. Zusätzlich sind bisher alle Blitzer in Google Maps enthalten gewesen, dem Navi meiner Wahl, sodass auch noch mein Handy immer ein kurzes lustiges Geräusch macht, wenn sich ein Blitzer nähert… daher ist es, zumindest wenn man den Straßenrand gut im Blick behält, nicht so einfach, sich blitzen zu lassen… Und da ich das jetzt so behauptet habe, rechne ich eigentlich fest damit (Hochmut kommt vor den Fall und so…) bestimmt irgendwann doch in die Falle zu tappen 😉 Denn ich rase jetzt nicht wie eine Verrückte durch Schweden, aber ein paar mehr kmh sind es halt doch manchmal (und eine Kulanz von 3 kmh wie in Deutschland kennen jetzt die Schweden halt leider nicht…)

Ansonsten teile ich erstmal noch ein paar Erkenntnisse der letzten Tage mit meinem Bruder; zum Beispiel, das, falls er gerne mal einen Elch sehen würde, wir in einen Elchpark gehen müssten, denn die in freier Natur zu sehen, ist sehr unwahrscheinlich. Eine Stunde später stehen wir nach einer recht zügigen Bremsung mitten auf der Straße und vor uns trottet sehr gemächlich ein sehr großer Elch über die Straße … mein Bruder guckt zu mir rüber „Total unwahrscheinlich, hhm?“ Ups 😉 Da bin ich wohl dem Marketing des Elchparks aufgesessen 😉 Und werde zukünftig, auf jeden Fall Richtung Abend in der Dämmerung die Straßenränder noch besser beobachten als jetzt.

Unser Häuschen ist ganz schön, so ein richtig typischer Schwedenhof mit mehreren roten Holzhäusern lose über einer Wiese verteilt, ein Traum. Nur drinnen gucken wir ein bisschen doof aus der Wäsche, weil es zwar Türrahmen, aber keine Türen gibt (bis aufs Bad, na wenigstens was 😉 ) – Wer denkt sich denn sowas aus? Ich mag ja Türen generell, weil man sie einfach auch mal zumachen kann, wenn es einem so ist 😉 Und, in diesem Fall, weil ich nicht die ganze Zeit die Küche sehen will, wenn ich im Bett liege 🙂

Zum Schluss, dank Papa’s Reisewerkzeugkiste (eine leere große Haribodose mit einem Sammelsurium aus eventuell notwenigen Sachen, wie Schraubenzieher, Nägeln, Schrauben, Schleifpapier – was Emma und ihre Möblierung halt so brauchen könnte unterwegs) und ein paar großen Decken, haben wir zumindest leichtes „Türfeeling“ erzeugt 🙂 Und dabei keine neuen Löcher in die Wand gebohrt, weil es links und rechts neben den Türen nur so von Löchern wimmelte (wie ein Schweizer Käse 😉 ) – wir sind vermutlich also nicht die ersten Mieter, die hier ein bisschen kreativ werden. Jetzt hat das ganze nicht nur Schweden-, sondern auch Indianer-Tipi-Feeling, herrlich 🙂 Nur den Kühlschrank höre ich wirklich überragend gut laut brummen die ganze Nacht, ach ja…

Das ist unser Häuschen, also das linke … ganz herrlich – und von draußen sogar mit Türen 😉
Unser Plätzchen im Freien, sehr gemütliche Hollywoodschaukel mit angenehmen Schatten, bei 23 Grad schwedischem Sommer unbedingt nötig 😉

Aber bis auf unser kleines Tür-Dilemma ist es hier sehr herrlich, das Wetter richtig schön sonnig (aber so 23 Grad sonnig und immer noch kühl im Schatten, genau meins), sodass wir viel im Freien sitzen und es sehr gemütlich angehen lassen. Wir bummeln am Siljan See (der sechstgrößte See Schwedens) entlang und genießen die herrliche Ruhe dort.

Auf unserem Spaziergang habe ich unzählige Fotos von richtig schönen Schwedenhäusern gemacht, da ist aber auch eins schöner, als das andere 😉 Hier mal eins, das wirklich wie aus Bullerbü gefallen aussieht.
Absolute Stille … ein traumhaft schönes Plätzchen direkt am Siljan See

Es gibt hier sogar ein kleines kostenloses Bauernhausmuseum mit kleinem Café…

Blick in eine alte Bauernstube
Im Café gabs selbstgemachte Sandwiches, die wir im liebevoll dekorierten Garten gegessen haben

Ein Stückchen weiter nördlich erkunden wir noch ein ehemaliges Almdorf mit traumhaften Blick über See und Wälder. Hier gibts auch ein ganz urigen Berggasthof mit hervorragendem Cappuccino – und in Schweden gibt es ja meist „nur“ den Filterkaffee und da ist so ein perfekt zubereiteter Cappuccino schon was Feines 🙂

Almdorf oberhalb des Orsa-Sees (direkter Nachbar des Siljan Sees)

Da es nur ein paar Tage sind, sitzen wir recht schnell wieder im Auto und „düsen“ mit Emma in Richtung Süden und Stockholmer Flughafen. Die paar Tage entspanntes Ferien-machen und Nicht-weit-fahren waren herrlich, so eine kleine Pause tat mal total gut. Und lieber Besuch sowieso 🙂

Ein netter Nebeneffekt: Meine zwei Autofragen konnte ich dadurch auch direkt an den Experten richten 😉 Im Handschuhfach hatte ich nämlich noch zwei Glühbirnen fürs Auto entdeckt und mich seither gefragt, ob ich die wohl noch hatte einbauen sollen… Aber nein, das ist nur der Ersatz, die neuen Lampen hatte mein Bruder noch vor Abreise eingebaut, natürlich … 🙂 Und das Wasser, das sich manchmal am Boden sammelt sei reines Wasser von der Klimaanlage und nix Besorgniserregendes. Na, da bin ich wieder etwas klüger und beruhigter, dem Nordkapp steht also nix mehr im Weg 😉

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