Höga Kusten

So, ich habe einen Reisetipp … ich habe „mein perfektes Schweden“ gefunden, ein absolutes Küstenidyll … Halbinselchen und Inselchen mit Wiesen, herrlichen Wäldern und Felsen, roten Häuschen, Sandstränden und wunderschönen Wanderrouten durch eine Art Schärenlandschaft mit sagenhaften Blicken als Belohnung. Dazu hab ich noch das unverschämte Glück und einfach perfektes Sommerwetter, nämlich 23 Grad bei Sonnenschein und hin und wieder ein paar Wölkchen (und ja, genau das ist meine Definition vom perfekten Sommerwetter, ich brauche keine 30 Grad zum Glücklichsein 😉 )

Malerischer Hafen an der Höga Kusten

Es ist zugegebenermaßen aus Deutschland nicht direkt der nächste Weg, sondern liegt nochmal fünf bis sechs Fahrstunden nördlich von Stockholm, aber es lohnt sich!!! Auch die Schweden haben dieses Idyll wohl erst richtig vor ein paar Jahren entdeckt, während Corona (wann sonst), als die ganze Welt im eigenen Land Urlaub machen „musste“ 😉 Bis dahin galt es als Geheimtipp, das ist jetzt allerdings leider vorbei – tatsächlich ist das der einzige Wermutstropfen, es gibt jede Menge Touristen, aber die meisten kommen gefühlt aus Schweden und dann finde ich es schon wieder ein bisschen besser 😉

So, und wie heißt nun dieses Idyll? Höga Kusten, zu Deutsch also „Hohe Küsten“ nennt sich diese Landschaft. Jetzt kommt eine ganz kleine Ecke Geografie, aber auch nur, weil ich das total spannend fand: Früher mit Eis bedeckt, erhebt sich diese Küste seit etwa 10.000 Jahren langsam aus der Ostsee – auch heute noch pro Jahr im Schnitt 0,8 Centimeter! Fachbegriff: Postglaziale Landerhebung. So, das wars schon.

Ich wäre wohl auch dran vorbei gefahren, wenn ich mir im Frühjahr nicht in einem traumhaft schönen kleinen Buchladen in Dresden Neustadt, der ausschließlich Reiseführer und sonstige Reiseliteratur verkaufte (und aus dem ich natürlich mit schwererer Tasche und leichterem Geldbeutel wieder herausgewandert bin…), einen Wildnis Skandinavien Reiseführer gekauft hatte, der zwar nicht ganz Skandinavien akribisch abdeckt, sich dafür aber immer einige Abschnitte rausgreift und dort ein paar Reisevorschläge macht mit dem Fokus auf Outdoor-Abenteuern. Ein Traum, sage ich euch! Dort hatte ich die Höga Kusten noch beim Stöbern zuhause entdeckt, kurzzeitig wieder vergessen, mich aber tatsächlich an dem Tag wieder dran erinnert, dass hier irgendwo doch so was Schönes war, an dem ich dran vorbeigefahren wäre, … Was für ein Glück!

Nachdem ich vormittags noch das Haus von Carl Larsson, einem der berühmtesten schwedischen Maler besichtigt hatte – wunderschön!!! – standen Emma und ich abends dann auf dem Campingplatz direkt am Strand und haben das Idyll erstmal genossen.

Unser Platz direkt an der Ostsee mit kleinem feinen Strand. Da ließ es sich herrlich sitzen, ein Bierchen trinken und Ostsee gucken.

Durch die Höga Kusten führt tatsächlich auch ein Fernwanderweg, das wäre nur leider etwas zu weit gewesen und – ganz ehrlich – nachdem ich im Frühjahr circa 500 km durch Mitteldeutschland gewandert war, hatten meine Füße recht deutlich kundgetan, das Wandern an sich nach wie vor ein schönes Hobby wäre, aber wenn’s geht, nicht so lange am Stück 😉

Aber ein paar Tagestrips sind drin und die sind wirklich traumhaft schön!!! Nicht besonders anspruchsvoll, aber über Stock und Stein und kleine Pfade entlang. Dazu wenige Menschen, sodass man die Natur ein bisschen für sich alleine zum Genießen hat. Und immer noch dieses herrliche Wetter, sonnig bei 23 Grad – hatte ich das schon erwähnt? 😉 (Mich erreichen zu dieser Zeit Nachrichten aus Deutschland mit über 30 Grad … puh … )

Einfach dem blauen Punkt folgen und man kann den Weg eigentlich gar nicht verfehlen.
Wenn’s mal zu uneben wird, dann führt einen ein kleiner Holzpfad über diese idyllische Landschaft.
Zum Schluss dieser gar nicht komplizierten, aber richtig schönen Tour gibts einen tollen Blick über die Bucht.
Und zurück am Ausgangspunkt an diesen kleinen süßen Sommerhäuschen.

Ein bisschen anspruchsvoller ist eine Tour, die dafür mit einem Ausblick belohnt, der einfach nur fantastisch ist. Erst geht’s lange im Wald auf Holzdielen oder über sogenannte Klappersteinfelder (heißen wirklich so) entlang, später dann etwas hinauf und noch später dann tatsächlich recht kraxelig auf einen Felsen. Ich sag’s mal so, nur gut, dass ich da selber hinauf wollte und dass ich beim hinaufklettern alleine war, sonst hätte ich wahrscheinlich schon ein bisschen über Halteseile und hohe Felsen gejammert und geschimpft… Aber so war keiner da, der schuld war oder zuhören konnte und da hab ich eben die Zähne zusammengebissen und es doch ganz gut geschafft 🙂  Und die Aussicht … sagenhaft!!! (Und wenn ich dann noch die Familie mit zwei kleinen Kindern sehe, eins davon in der Kindertrage auf Papas Rücken, dann frag ich mich schon, warum ich mich so angestellt habe 😉 )

Das sind die sogenannten Klappersteinfelder, auch ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Sehen lustig aus, sind aber ein kleines bisschen anspruchsvoll zum drauf laufen…
… das hier ist schon wieder einfacher 😉 …
… und das eine berühmte Schlucht, das eigentliche Ziel der Wanderung.
Wer will, kann dem aber noch einen drauf setzen und sich ein bisschen an diesen Seilen weiter hochziehen 😉 …
… und wird mit atemberaubender Aussicht verwöhnt und belohnt 🙂
Und weil’s so schön ist, gleich noch ein Bild (die anderen 100 lasse ich mal lieber weg…).

Auch auf den höchsten Berg der Höga Kusten schaffe ich es noch, dem Skuleberget. Auf dem Weg nach oben durch herrlichen Wald, nur ganz leicht kraxelig und genau fünf Minuten vor Café-Schließzeit oben auf dem Berg und tatsächlich noch ein Stückchen Kuchen und einen Kaffee bekommen. Und das Schöne: wie schnell sich so ein Berg leert, wenn das Café geschlossen hat… zehn Minuten später sitze ich auf dem eben noch sehr vollen Plateau fast ganz alleine rum und kann die Aussicht genießen.

Oben angekommen geht es ganz easy weiter immer Richtung Café und Kuchen 🙂
Und auch dieser Blick ist definitiv die Wanderung wert …
Es wird bald Abend, alles schon recht verlassen hier, aber die Stimmung so traumhaft schön!

Abends stehe ich dann mit Emma „wild“ auf dem sehr idyllischen Parkplatz eines kleinen Strandbades. Es gibt sogar eine Toilette und einen herrlichen kleinen Sandstrand. Mangels Dusche springe ich abends nochmal in die Ostsee und morgens ist so ein Bad auch herrlich erfrischend. Als ich Emma wieder reisefertig gemacht hab, fragt mich ein deutsches Pärchen, das gegenüber im Dachzelt eines recht betagten Ladas übernachtet hatte (Emma kommt sich grade wieder sehr jung vor 😉 ), ob ich noch einen Kaffee trinken möchte und so sitze ich sehr entspannt mit den beiden noch fast zwei Stunden zusammen und wir quatschen übers Reisen und über Schweden … Kekse bekomme ich auch noch … es ist ein ziemlich perfekter Vormittag muss ich sagen 🙂

Abendessen am Strand … Bratkartoffel mit Zucchini und Paprika

Also, Höga Kusten, ich komme wieder – und auch im August… habe mich lange mit einem Schweden unterhalten, der seit vier Jahren (seit Corona halt) jedes Jahr Anfang August hierher fährt und bisher immer gutes Wetter hatte. Das merke ich mir 🙂

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