Ich gebe es ja zu, dieser Blog hat eine ganz schön lange Pause eingelegt… ein bisschen liegt das daran, dass Emma und ich im Herbst und Winter nicht unterwegs waren – und ein bisschen mehr daran, dass ich auch zu faul war, den Blog vom Handy aus weiterzuführen, weil der Laptop auf Zugreisen ja doch eher zu Hause bleibt… 😊 Wenn ich mal ganz viel Langeweile habe, schreibe ich dazu noch ein paar Beiträge (plus die beiden letzten vom Norwegen-Abenteuer), aber jetzt springe ich erstmal direkt in den Frühling 😊
Schon Anfang März sind wir, also Emma und ich, wieder gestartet. Geplantes Ziel: die wunderschöne Bretagne im nordwestlichen Frankreich. Weil in der Reisekasse langsam recht gähnende Leere herrscht (ich das aber geradeso noch ignorieren kann 😉), möchte ich dieses Mal mehr für Kost und Logis arbeiten und quasi nebenbei reisen, bisher war das ja immer umgekehrt 😉 Aber so richtig glücklich bin ich nicht, häufig werden helfende Hände auf Farmen gesucht und ich mag Tiere ja eher so mit einem gesunden Abstand 😉 – oder aber fürs Babysitting. Und da hab ich meine Lektion schon im französischen Teil von Kanada vor einigen Jahren gelernt: Es hilft halt schon, wenn man zumindest ein kleines bisschen die Sprache der Kinder, also Französisch spricht… sonst wird es ganz schön lustig (für die Kinder 😉). Als ich dann zwei richtig nette Sachen gefunden habe, bekomme ich ewig keine Antwort und beschließe irgendwann, dass die Bretagne vielleicht auch sowieso eher ein Ziel für den Frühsommer wäre 😉
Deutlich mehr Erfolg habe ich, als ich eine Schweizerin, die den Sommer über im östlichen Frankreich, nicht allzu weit entfernt von Besançon lebt, anschreibe. Hier darf ich gerne für zwei Wochen bleiben und beim Frühjahrsputz in einem sehr alten, aber renovierten Haus helfen.
Diese knapp zwei Wochen sind dann auch das bisher schönste „für Kost-und-Logis-Arbeiten“-Erlebnis, das ich je hatte. Da ist zum einen dieses unfassbar schöne und alte Haus, möglicherweise Teil einer ehemaligen Burganlage mit dicken Wänden, Deckengewölben, riesigen gemauerten Kaminen und Holzvertäfelung an den Wänden des Esszimmers. Getoppt wird das Ganze nur von meinem Zimmer, in dem ich mich wie ein Burgfräulein fühlen darf 😊 Vom Himmelbett (!!!) sieht man sich im riesigen Zimmer um und guckt auf wunderschöne Möbel von Anfang des 20. Jahrhunderts und wirft man einen Blick aus den zwei hohen schlossähnlichen Fenstern, schaut man leicht erhaben weit über Wiesen, Felder und Wälder. Diese schlossähnlichen Fenster zu putzen ist dann nochmal eine andere Sache, aber irgendwie möglich 😉
Zum anderen ist da die sehr sympathische Hausherrin, die vor knapp zehn Jahren mit Anfang 60 (Chapeau!) ein altes und verwahrlostes Gemäuer gekauft und in sehr viel Eigenleistung dieses Juwel wieder zum Leben erweckt hat. Da ich ja eh ein Faible für alte (und gerne auch etwas verwahrloste Häuser) habe, finde ich das alles höchst spannend und die Hausherrin und ich verstehen uns auf Anhieb. Die Tage vergehen sehr schnell; am Vormittag wird im Haus geräumt und geputzt (das Haus wird nur im Frühjahr bis Herbst bewohnt), am Nachmittag gemütlich im Garten gejätet und geharkt. Das alles ohne Stress und Eile, dafür mit vielen kleinen Päuschen 😊 Die Abende klingen dann mit gemeinsamem Kochen und guten Gesprächen aus, neben mir ist noch eine weitere Helferin da – mit zwei Hunden, die, sollte es doch mal kurz zu ruhig werden, nochmal mehr Leben in die Bude bringen 😉
Bis Ostern sind es jetzt noch gute drei Wochen und ich beschließe, einen „kleinen Abstecher“ nach Portugal und Spanien zu machen 😉 Die Bretagne muss noch ein bisschen warten.
Und da habe ich mal wieder eine leicht verrückte Idee: sie heißt „Jakobsweg“ 😊 Weil davon bisher auch wirklich jede und jeder geschwärmt hat, denke ich mir, das kann ich auch 😊 und entscheide mich für den kürzesten und (angeblich) schönsten davon, den portugiesischen Weg von Porto nach Santiago de Compostela. Zwei Wochen und etwas über 240 km führt der Weg immer recht nah (manchmal in Sichtweite, manchmal auch 30 km entfernt) an der Atlantikküste entlang durch kleine Dörfchen und über Felder und Wiesen. Das schaff‘ ich auch, denke ich mir und los geht’s 😊
Emma wird nach vier Tagen Fahrt (so ganz nah liegt dieses Portugal ja auch nicht …) auf dem Flughafenparkplatz von Vigo (muss man nicht kennen, liegt aber mittig zwischen Porto und Santiago, ist überwacht und günstig) abgestellt und ich fahre mit dem Bus weiter nach Porto. Was die Leute immer alle in Porto wollen, habe ich mich manchmal gefragt – so schön kann es ja gar nicht sein … Es ist sogar noch schöner!! Für meine Ankunft habe ich mir einen perfekten lauen Sommerabend ausgesucht und bummle sehr gemütlich durch die engen und wunderschönen Gassen der Altstadt und genieße die Aussicht von einer imposanten Burganlage am Flussufer des Douro, der hier in den Atlantik mündet. Einfach sehr, sehr herrlich und, das kann ich schon mal vorwegnehmen, das Beste an meinen Tagen (nicht Wochen 😉) auf dem Jakobsweg😊



Denn ja, dieser Jakobsweg und ich, wir müssen das vielleicht irgendwann später nochmal miteinander ausprobieren… es läuft nicht so, zum einen viel Stadt (gerade am Anfang), wenig Natur, kleine Dörfchen zwar schon, aber eben selten Wald und Feld und Wiese, dazu sehr viel Sonne (über die sich vermutlich alle anderen sehr gefreut haben 😉), aber vorwiegend läuft es nicht so, weil meine Füße und mein Kopf sich, was tagelanges Laufen angeht, immer noch nicht ganz einig sind…
Der Kopf sagt „Das ist ja großartig, den lieben langen Tag einen Fuß vor den anderen zu setzen und den Gedanken freien Lauf lassen. Auf welch‘ spannende Ideen man dabei so kommen kann…“.
Die Füße sind da allerdings schon ein bisschen kürzer angebunden: „Ja klar, du Kopf läufst ja auch nicht stundenlang auf Asphaltstraßen und schleppst das ganze Gepäck mit dir herum. Was für eine blöde Idee!“
Was soll man dazu noch sagen?? 😉



Die sich ewig lang hinziehende Asphaltstraße mit viel Steigung (eine Aussicht kommt nicht von ungefähr 😉 muss man sich noch dazu vorstellen…


Nach einer Woche und irgendwas um die 100 km herum beschließe ich, den Jakobsweg bis auf Weiteres Jakobsweg sein zu lassen und lieber mit Emma nach Südspanien zu fahren. Im Bus treffe ich dann auch noch auf drei Mädels, die ebenfalls wegen Fußproblemen abbrechen und sich lieber am Strand sonnen wollen 😊 und schon fühle ich mich nicht mehr so schlecht 😉
So lassen Emma und ich uns am südlichsten Zipfel Europas in Tarifa (nee, weiter weg ging nicht!) noch ein wenig den Wind um die Nase wehen, genießen den ersten Strandtag des Jahres bei strahlendem Sonnenschein und verkosten Kaffee und Kuchen in kleinen süßen Cafés. Und ja, für ein paar Tage quer durch Spanien zu düsen ist, milde ausgedrückt, ein wenig verrückt und ich weiß auch, dass es keine Urkunde dafür gibt, innerhalb von 12 Monaten einmal am nördlichsten Punkt (Nordkap in Norwegen) und einmal am südlichsten Punkt (Tarifa) Europas zu stehen, aber ein ganz kleines bisschen toll hat es sich schon angefühlt 😉 Für Emma gabs übrigens in Südspanien auch noch ein Highlight: den günstigsten Sprit seit langem: 1,22 € für 1 Liter Diesel … – auch ich hatte noch nie so viel Spaß am Tanken 😉.




Von Tarifa aus geht es weiter nach Sevilla – hier steht Emma dann unter Palmen auf dem Campingplatz und wir proben mal wieder Camping, denn tatsächlich habe ich vorher eher in Airbnbs und günstigen Hotels übernachtet, die Nächte waren nämlich noch ganz schön frostig. Aber mittlerweile sind die Temperaturen auch nachts gut erträglich und ich kann wieder problemlos in Emma übernachten.


Einen Tag lang bummle ich gemütlich durch Sevilla, dann geht es weiter an die Algarve, diesem traumhaft schönen portugiesischen Küstenabschnitt. Dort grooven wir uns dann wieder richtig ins Camperleben ein 😊 Noch ist es hier schön leer und ruhig – außerdem noch sehr angenehm warm, tagsüber klettert das Thermometer bis auf 23 Grad, nachts eher 10 Grad … das sind meine finnischen Sommertemperaturen und exakt meine Wohlfühltemperatur.

Danke Mama für den Tipp 😉




Weil Ostern diverse Familienfeiern anstehen, ich aber wenig Lust auf 1.000 Kilometer Fahrt nach Deutschland und nochmal zurück habe, ist Emma am Ende in Bordeaux am Flughafen stehen geblieben, während ich mit dem Flieger in die Heimat gedüst bin. (Die Strecke Algarve – Bordeaux kann man, wenn man sich beeilt, in eineinhalb Tagen schaffen und hat dann sogar noch einen Nachmittag übrig vor dem Flug am folgenden Tag, um auf einem französischen Campingplatz den Atlantik zu bestaunen 😊)

Ziemlich genau einen Monat später sitze ich dann in der Bahn und fahre wieder nach Frankreich. Diesmal soll es dann wirklich bis Ende Juni in die Bretagne gehen. Was ich mir genau dabei gedacht habe, mit drei verschiedenen Tickets von Ravensburg über Karlsruhe und Paris an einem Tag nach Bordeaux zu fahren, weiß ich nicht mehr … obwohl, ich glaube es ging in Richtung „Sparen, was sonst?!“
Mein Vertrauen in die Deutsche Bahn (und auch die Französische) haben sich gelohnt, ich wurde nicht enttäuscht!! (Hätte ich den Trommelwirbel vorher noch ankündigen sollen? 😉) Überpünktlicher Regionalverkehr bis nach Karlsruhe, nur leicht verspäteter ICE nach Paris, wie am Schnürchen laufendes Umsteigen in Paris (dort wechselt man ja nicht nur das Gleis, sondern den ganzen Bahnhof, wenn man vom internationalen in den französischen Fernverkehr umsteigen will) und eine perfekte Abschlussfahrt abends nach Bordeaux. Knapp 1.400 Kilometer für etwas über 80 Euro… Da wären wir selbst mit dem spanischen Dieselpreis nicht hin gekommen…
In Bordeaux habe ich mich für die erste Nacht ins Hostel einquartiert, Emma steht ja (hoffentlich!!) noch auf ihrem Parkplatz am Flughafen. Obwohl es in Bordeaux jetzt abends kurz vor elf kühl ist, hat die Temperatur tagsüber wohl gereicht, um das Zimmer mit vier Doppelstockbetten so aufzuheizen, dass die Luft, nun ja …, eher zum Schneiden ist. Und da alle anderen schon schlafen, ist Fenster-aufreißen irgendwie auch keine Option mehr. Also durchhalten und auf die nächste Nacht irgendwo auf einem Campingplatz in kühler Abendluft hoffen…